: „Ich muss nicht tanzen“
Karfreitag Auf Facebook startet ein Tanzverbots-Gegner eine Kampagne für sein Anliegen
■ 26, SPD-Mitglied, studiert Politikmanagement an der Hochschule Bremen.
taz: Herr Mäschig, warum wollen Sie am Karfreitag eigentlich unbedingt tanzen?
Maurice Mäschig: Mir geht es nicht darum, dass ich persönlich an dem Tag feiern gehen kann, ich wehre mich dagegen, dass so etwas Alltägliches wie tanzen vom Staat verboten wird.
Finden Sie nicht, dass es dringlichere Themen gibt?
Das werde ich oft gefragt. Ich antworte mit einem klaren Jein. Natürlich gibt es viele wichtige Themen, ich beschäftige mich ja selbst auch mit anderen Dingen wie zum Beispiel dem Datenschutz. Dieses Thema ist aber nicht so zugänglich für die meisten Menschen wie das Tanzverbot und erfährt nicht die Wertschätzung, die es eigentlich verdient. Ich finde aber auch, dass man sich für so vermeintlich Kleinteiliges wie die Aufhebung des Tanzverbots einsetzen muss. Das ist ein starker Eingriff des Staats in die persönliche Entscheidungsfreiheit des Einzelnen, die ich anders als andere Verbote nicht sinnvoll finde – weil niemandem geschadet würde, wenn man am Karfreitag tanzen würde.
Gläubige mögen das anders sehen.
Aber auch nicht alle! Ich habe auch Zuspruch von Kirchenleuten bekommen, die finden, dass Religion kein Zwang sein sollte. Das empfinde ich als eine moderne Haltung.
Manche halten Ihnen vor, Sie müssten konsequenterweise auch verlangen, dass Weihnachten abgeschafft wird.
Das ist doch etwas anderes. Niemand zwingt mich, einen Baum aufzustellen. Ohnehin sind religiöse Feiertage heutzutage mehr Brauchtum als Religion.
Und Sie glauben wirklich, Ihre sehr kirchennahe Partei mit Jens Böhrnsen an der Spitze wird das Tanzverbot in Bremen abschaffen?
Ja, das ist keine Einzel-, sondern eine Mehrheitsentscheidung und es sprechen sachliche Gründe dafür. Sonst hätte ja auch nicht der Petitionsausschuss der Bremischen Bürgerschaft vor zwei Monaten den Fraktionen empfohlen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Interview: eib