Stabhochspringer Armand Duplantis: In verrückten Sphären

Weltrekordler Duplantis macht beim Diamond-League-Finale in Brüssel nur das Nötigste. Für einen Meeting-Rekord reicht es trotzdem.

Duplantis lässt sich nach dem Überqueren der Stange fallen

Es muss nicht immer Weltrekord sein: Duplantis springt über die Höhe von 6,11 Meter Foto: Yves Herman/reuters

Drei Sprünge, ein Sieg und ein Meetingrekord – zu mehr war Armand „Mon­do“ Duplantis nicht mehr in der Lage im letzten Wettkampf der Saison. „Meine Beine haben sich furchtbar angefühlt heute, ich bin einfach richtig müde“, teilte der Superstar der Leichtathletik am Freitagabend in Brüssel mit. Dort hatten sich zum Abschluss der Olympiasaison noch einmal die Besten der Besten getroffen, in 32 Disziplinen traten am Freitag und Samstag die jeweiligen Topstars der Welt beim Diamond-League-Finale gegeneinander an.

Duplantis hielt den eigenen Aufwand auf ein Minimum begrenzt. Er stieg bei 5,62 Meter ein, holte sich mit seinem zweiten blitzsauberen Sprung des Abends über 5,92 Meter den Sieg und ließ die Latte schließlich auf 6,11 Meter legen, einen Zentimeter höher als bei seinem Meetingrekord vor einem Jahr. Auch der Sprung saß, und dann machte der 24 Jahre alte Schwede Feierabend. Der Weltrekord sei nicht drin gewesen an diesem Tag, sagte Duplantis, er habe „ein paar verrückte Wochen“ hinter sich.

Es ist wohl eher eine ganze verrückte Saison gewesen, in der dieser schwedisch-amerikanische Modellathlet seinen Ausnahmestatus untermauerte. Dreimal verbesserte er seinen Weltrekord, er steht nun bei 6,26 Meter. Zehnmal hat er die Marke in den vergangenen viereinhalb Jahren immer weiter in Sphären geschoben, in die aktuell kein anderer Springer vordringen kann. In diesem Jahr holte sich Duplantis außerdem seinen dritten EM-Sieg und zum zweiten Mal olympisches Gold.

Und er verschaffte der Leichtathletik einen schillernden Moment abseits der klassischen, von einigen als veraltet und langweilig verschrienen Wettkampfstruktur: Der Stabhochsprung-Weltrekordler Armand Duplantis trat gegen den 400-Meter-Hürden-Weltrekordler Karsten Warholm aus Norwegen an. Die Überflieger trafen sich auf der für sie beide ungewohnten 100-Meter-Distanz.

Brimborium in Zürich

Möglich war das, weil das Schuhwerk der beiden derselben Marke nutzen und vom selben Sponsor aus der Getränkebranche unterstützt werden. Der betitelte den Vergleich dann auch gleich mal als „Duell der Titanen“ und ließ die Kontrahenten am Vorabend des Diamond League Meetings in Zürich im Stile zweier Boxer ins Stadion einmarschieren. Es gab viel Brimborium um einen sportlich, aber in der Tat auch spannenden Vergleich: Warholm, der Spezialist auf der Laufbahn, versiert im Start aus den Blöcken, gegen Duplantis, der oberflächlich betrachtet nicht viel vorzuweisen hat für ein Duell über 100 Meter, nach Ansicht seines Vaters und Trainers aber den Sprinter, Weitspringer und Turner in sich vereint.

Tatsächlich überquerte dann der vermeintliche Außenseiter Duplantis einen Schritt vor Warholm die Ziellinie, bei für Fachfremde beachtlichen 10,37 und 10,47 Sekunden stoppte die Uhr. Anderthalb Wochen später in Brüssel gestand Duplantis nun: „Das hat meinen Körper mehr mitgenommen, als ich erwartet hatte.“

Derweil dürfte der Leichtathletik-Weltverband World Athletics aus dem erfolgreichen Duell zwischen Duplantis und Warholm Mut schöpfen, sich weiter an neuen Formaten zu versuchen, um die Traditionssportart auch in der modernen Welt für junge Menschen interessant zu halten. So ist etwa eine alle zwei Jahre stattfindende zusätzliche WM geplant, bei der an drei Tagen Weltmeister, Olympiasieger, Diamond-League-Gewinner und die leistungsstärksten Athletinnen und Athleten der jeweiligen Saison gegeneinander antreten sollen. Und im Weitsprung wird über die Abschaffung des Balkens zugunsten einer Absprungzone nachgedacht, um die Zahl der Fehlversuche zu verringern.

Die Deutschen werden sich ­strecken müssen, um mitmischen zu können. An Weltstars mangelt es ihnen ak­tuell. Vier Medaillen wurden bei den Olympischen Spielen in Paris gewonnen, lediglich jene von Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye war golden. Die Mannheimerin war als eine von sechs Deutschen auch in Brüssel dabei und beendete ihre hervorragende Saison mit Platz drei. Ihr sportlicher Erfolg, gepaart mit ihrer herzerfrischenden Offenheit und ihrem mit Stolz präsentierten Glauben an Gott dürfte sie zur heißesten Anwärterin auf die Auszeichnung zur deutschen Sportlerin des Jahres machen.

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