Stagnierende Staus

Die Verkehrsverwaltung liefert Zahlen zu Verkehrsstaus in den Berliner Bezirken – und ein Straßenranking

Von Claudius Prößer

Der Stau ist ein amorphes Wesen: Die gefürchteten Autoschlangen variieren stark in Länge und Dauer, mal sind sie hartnäckig, mal lösen sie sich unverhofft wieder auf. Der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Fraktion ist nun zumindest zu entnehmen, welche zehn Berliner Straßenabschnitte seit Ende 2020 am stauanfälligsten waren.

An erster Stelle des Berliner Stau-Rankings steht die Frankfurter Allee (genauer: stadteinwärts, zwischen dem Bahnhof Lichtenberg und dem Strausberger Platz), es folgen die Karl-Marx-Straße in Neukölln (beidseitig und auf ganzer Länge) sowie der komplette Straßenzug Mehringdamm–Tempelhofer Damm. Des Weiteren staut es sich oft und ausgiebig auf der Schlesischen Straße, der Prenzlauer Promenade, der Frankfurter Allee (diesmal stadtauswärts), der Treskowallee und der B96a – nämlich auf dem Abschnitt zwischen Bersarinplatz und Treptower Park.

Als Gründe nennt die Senatsverkehrsverwaltung neben allgemeiner Überlastung der Straßenkapazität geplante und nach Havarien spontan eingerichtete Baustellen, Unfälle und Sperrungen wegen Demonstra­tionen oder Veranstaltungen. Das entsprechende Datenarchiv gibt es allerdings erst seit Dezember 2020. Erhoben werden die Staus aus „GPS-basierten Floating-Car-­Daten“, die freilich nur eine Einschätzung der tatsächlichen Geschwindigkeit auf einem Streckenabschnitt liefern.

Gleichmäßiges Bild

Über die verschiedenen Bezirke hinweg zeigt sich dabei ein relativ gleichmäßiges Bild bei der Veränderung der Zahlen. Einen Ausreißer gab es im Bezirk Mitte zwischen 2021 und 2022: Hier sank die Zahl der Staukilometer von 34.000 auf 10.000, um dann wieder leicht auf 15.000 anzusteigen. In Bezug auf die Bezirksgröße bzw. den Umfang des jeweiligen Straßennetzes wird deutlich, dass die innerstädtischen Bezirke wie Friedrichshain-Kreuzberg besonders belastet sind, während der Verkehr in Spandau oder Reinickendorf deutlich ungestörter fließt.

Die Verwaltung liefert auch Angaben in „Staukilometern“: Erstere summierten sich über alle Bezirke 2021 auf 140.000 km, dieser Wert sank 2022 auf 106.000 km und stieg 2023 wieder auf 117.000 km an. Im ersten Halbjahr 2024 waren es 58.000 km, was hochgerechnet auf eine Stagnation hindeutet. Bei den „Staustunden“ sieht die Entwicklung ganz ähnlich aus. Allerdings sind die innerstädtischen Bundesautobahnen in diesen Zahlen nicht enthalten. Nach eigenen Zählungen des ADAC hatte es hier im Jahr 2022 rund 25.500 Staumeldungen gegeben, 2023 waren es dagegen nur noch rund 18.000 – die Staustunden auf der Autobahn stiegen allerdings im selben Zeitraum von 15.000 auf 16.500 an.