kinotipp der woche
: Zukunft mit Turbo

Der Themenmonat „Weird Future“ im Z-inema steht ganz im Zeichen bizarrer Zukunftsvisionen. Unter den apokalyptischen Filmen ist auch der Sci-Fi-Splatter-Streifen „Turbo Kid“

Der Titel des Programms, dem sich das Berliner Arthouse-Kino Z-inema im September widmet, erweckt mehrere gedankliche Assoziationen. Einmal fragt man sich bei „Weird Future“, ob es überhaupt in der Zukunft wirklich noch seltsamer werden kann als bei dem, was einem gerade so bereits in der Gegenwart geboten wird. Bei den anstehenden drei Landtagswahlen im Osten der Republik schicken sich beispielsweise zwei Parteien an, ganz groß abzuräumen, obwohl sie auftreten wie die offiziellen Fan-Klubs eines russischen Präsidenten, der gerade versucht, sich ein Nachbarland zu unterjochen. Die eine dieser beiden Parteien ist äußerst rechts, die andere nennt sich links. Wie eine derartige Seltsamkeit zu erklären ist, bleibt trotz all der Erklärungsversuche nun kurz vor den Wahlen immer noch ein Rätsel.

Bei „Weird Future“ denkt man natürlich auch an Donald Trump, die Personifikation des Seltsamen. Wenn dem die Zukunft als nächstem Präsidenten der USA gehört, das ist wohl klar, wird das, was das Z-inema nun an schräger Science-Fiction auffährt, nicht annähernd so durchgeknallt sein können, wie das, was dieser Mann bald in der Realität ­anrichten dürfte. Dabei haben sie sich bei Z-inema wirklich angestrengt bei der Suche nach bizarren Zukunftsvisionen für das Kino. So bekommt man im Laufe des Septembers etwa John Rosmans ­apokalyptischen Zombiefilm „New Life“ (2023) oder die Flash-Gordon-Parodie „Flesh Gordon“ (1974) von Howard Ziehm zu sehen, wo auf einem Planeten namens Porno gegen allerlei Monster und Sex­roboter gekämpft werden muss.

Themenmonat „Weird Future“ im September im Z-inema. „Turbo Kid“ am 3. September um 20 Uhr, OmU, Bergstr. 2

Eingestiegen wird in die Reihe der kruden Science-Fiction-Filme mit dem wunderbaren Film „Turbo Kid“ (2015) von François Simard und Anouk Whissell (am 3. September, 20 Uhr). Dieser ist eine Mischung aus Science-Fiction, Coming of age, Action und Splatter, die ziemlich einzigartig ist. In einer postapokalyptischen Landschaft, einem totalen Ödland, das durch diverse Kriege und Umweltkatastrophen entstanden ist, fährt ein Junge auf seinem BMX-Rad herum, der „The Kid“ genannt wird. Er weiß, in dieser derart feindlichen Umgebung sollte man bei Kontakten mit Fremden äußerst vorsichtig sein. Zu dem Mädchen Apple, das ein Roboter ist, wie sich bald herausstellt, fasst er dennoch Vertrauen. Als sie entführt wird von dem grausamen Warlord Zeus mit der Augenklappe, ist für ihn schnell klar, dass er nun zur Befreiung von Apple den Helden spielen muss. Zum Glück findet er eine Art Rüstung, mit der er übermenschliche Kräfte verliehen bekommt.

Szene aus „Turbo Kid“ (R: Francois Simard, Anouk Whissell; Canada/New Zealand 2015) Foto: Drop-Out Cinema eG

Und los geht der Kampf gegen Zeus, ein wilder Actionreigen mit Splatterszenen, die zum Ende des Films immer weiter an Drastik zunehmen. Während „Turbo Kid“ beginnt wie eine rührselige Hommage an Filme von Steven Spielberg wie etwa „E.T.“, kommt man sich irgendwann vor wie einem der blutigen Frühwerke von Peter Jackson. Womit freilich nicht ansatzweise umschrieben wäre, was man hier wirklich an irrwitziger Action, Gore und überbordender Fantasy zu sehen bekommt. „Turbo Kid“ ist wirklich super weird und ein furioser Spaß. Das Seltsame macht auf der großen Leinwand ziemliche Freude, ganz anders als in der Wirklichkeit. Andreas Hartmann