: Rütteln, dass es kracht
Sanfte Schwärmer und Sülzer in Dresden
Zwei Meldungen, die auf den ersten Blick so gar nicht zusammengehörten, rauschten gestern auf den Nachrichtentickern zunächst aneinander vorbei: „100. Nachtschwärmer-Meditation in Frauenkirche“, meldete die christliche Nachrichtenagentur epd. Dann tatütatate die Polizei: „Diebstahl einer Rüttelplatte.“ Für eine spirituelle Veranstaltung warb die Frauenkirche Dresden: „Eingeladen sind alle Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmer, sich Zeit zu nehmen und im schützenden Flair der Unterkirche zur Ruhe zu kommen und die Sinne zu schärfen“ bei einem „stimmungsvollen Wechselspiel von Poesie, Literatur und jazzigen Klängen“, das zum „sommerlichen Träumen, Wachen, Suchen, Finden und Schwärmen verleiten“ sollte. Und so schmalzte die schmusige Werbebotschaft sanft wie ein säuselndes Suppenhuhn vor sich hin, dass wir immer erboster und wütender wurden, ob des schmierigen Tonfalls, bis uns endlich die Polente rettete und die Vorstellung aufkam, wir hätten die Rüttelplatte gestohlen, um sie in der Dresdner Frauenkirche ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen und die versammelten Schwärmer und Sülzer aus ihrer Lethargie aufzurütteln, dass es nur so krachte. Die Rüttelplatte geben wir nach getanem Rüttelwerk selbstverständlich zurück.
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