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Österreich

Die Besonderheit:

Aus deutscher Sicht leben Rent­ne­r:in­nen in Österreich im Paradies. Die Renten im Nachbarland liegen im Schnitt deutlich höher als hierzulande. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung erhielten deutsche Rentner 2018 durchschnittlich 1.000 Euro ausgezahlt, in Österreich waren es 1.550 Euro. Und dann kriegen die Alten dort auch noch zwei Extrarenten jährlich obendrauf, sozusagen als Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Mehr Geld in der Kasse, das hat zwei Gründe. Zum einen die höheren Beiträge. Schon seit 1988 überweisen dort Arbeitende und Ar­beit­ge­be­r:in­nen einen Beitragssatz von 22,8 Prozent an die Rentenkasse. Die Betriebe müssen 12,55 Prozent abgeben, die Arbeitnehmer 10,25 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der hälftig auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer verteilte Beitragssatz bei jeweils 9,3 Prozent. Österreich hat schon früh auch eine andere Reform vollzogen: Be­am­t:in­nen sind de facto in das Rentensystem einbezogen. Der in Deutschland ex­tre­me Abstand zwischen den Alterseinkünften von Rentnern und Pensionären wurde damit aufgehoben. Diese Angleichung hat ebenfalls finanzielle Spielräume für vergleichsweise hohe Renten im Nachbarland geschaffen.

Die Herausforderung:

Rente kann in Österreich nur beziehen, wer mindestens 15 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat. Alle anderen gehen komplett leer aus. Auch der Steuerzuschuss zur Rente ist noch höher als in Deutschland. Außerdem wird die Rentenhöhe nach einer anderen Formel jährlich angepasst. In Österreich orientiert sich die Erhöhung an der Inflationsrate, in Deutschland an der Lohnentwicklung.

In den vergangenen Jahren wäre es angesichts extremer Preissteigerungen vermutlich auch deutschen Rentnern sehr willkommen gewesen, die Rente hätte sich an der Inflation orientiert. Doch auf lange Sicht sind die Löhne stets stärker gestiegen als die Preise. Die Rentner in Österreich profitieren also nicht von einer wachsenden Wirtschaftsleistung.

Ist das was für uns?

Auch in Deutschland werden die Beiträge steigen, innerhalb der kommenden zehn Jahre auf 22,3 Prozent. Das Gejammer darüber ist laut. Österreich liefert die Erkenntnis, dass höhere Rentenbeiträge volkswirtschaftlich durchaus zu verkraften sind, und das ohne nennenswerten Generationenkonflikt. Es ist auch nicht zu beobachten, dass die österreichische Wirtschaft dadurch an weniger wettbewerbsfähig ist. Was die Einbeziehung der Beamten ins Rentensystem angeht: Kurzfristig würde das in Deutschland keine Entlastung bringen. Denn Rentenansprüche, die bereits erworben wurden, dürfen nicht mehr angetastet werden.

Wolfgang Mulke

Quelle: Statistisches Bundesamt

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