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Angriff auf Odessa

Die russische Armee bombardiert erneut die Stadt am Schwarzen Meer. Präsident Selenskyj bittet Verbündete weiter hartnäckig um Kriegsgerät

Von Tanja Tricarico

In der Nacht zu Montag kam es in der ukrainischen Hafenstadt Odessa einmal mehr zu heftigen Explosionen. Der Gouverneur der Militärverwaltung des Gebiets, Oleh Kiper, rief die Bewohner der Stadt und des Bezirks über den Nachrichtenmessenger Telegram auf, in Schutzräumen zu bleiben, bis das Feuer gelöscht sei. Der Schwarzmeerhafen ist seit Kriegsbeginn im Februar 2022 immer wieder Ziel von Attacken. Moskau will zum einen Exporte von Getreide und anderen Gütern verhindern, zum anderen wird dort die Produktion ukrainischer Seedrohnen vermutet. Zugleich meldete die russische Seite den Abschuss mehrerer ukrainischer Drohnen in der Region südwestlich von Moskau.

Die Ukraine drängt darauf, mit westlichem Kriegsgerät auch Stellungen wie Militärflugplätze und Raketenabschussrampen auf russischem Territorium angreifen zu können. Bisher fehlt allerdings die Erlaubnis der USA, weitreichende Waffensysteme der Verbündeten auch dort einsetzen zu dürfen. Die Forderung seitens des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wird auch deshalb dringlicher, da der Ukraine Luftabwehrsysteme nach wie vor fehlen – trotz internationaler Zusagen. Bisher dürfen westliche Waffen nur gegen Ziele in den besetzten Gebieten der Ukraine, einschließlich der Krim, sowie im Osten des Landes im unmittelbaren Grenzgebiet eingesetzt werden.

Die russische Invasion dauert mehr als zweieinhalb Jahre an – ein Ende der Kriegshandlungen ist nicht in Sicht. Selenskyj kündigte dennoch an, zu einer weiteren Friedenskonferenz bereit zu sein, als Folgetreffen des Gipfels im Juni in der Schweiz. Russland war bei dem Treffen auf dem Bürgenstock mit mehr als 90 Staa­ten­ver­tre­te­r:in­nen nicht dabei – und signalisierte auch bei einer Konferenz noch in diesem Jahr nicht teilnehmen zu wollen. Grund dafür sind auch die Ergebnisse des Nato-Gipfels in Washington in der vergangenen Woche. Die USA und Deutschland hatten vereinbart, dass ab 2026 weitreichende US-Waffen wieder in Deutschland stationiert werden. Die Sta­tionierung von Tomahawk-Raketen, von Systemen vom Typ SM-6 und noch in der Entwicklung befindlichen Hyperschall-Raketen soll einerseits zeigen, dass die USA in der Nato engagiert bleiben – über Jahre hinweg. Und zum anderen soll die Abschreckungsfähigkeit gegenüber Russland deutlich werden.

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