das portrait
: Monika Ackermann wird Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Foto: Sylvio Dittrich/imago

Die Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden haben seit 2014 sichtbar politisch Stellung bezogen, mit großen Plakaten an der Gemäldegalerie, die gegen Pegida protestierten. Dahinter stand auch die bisherige Generaldirektorin Marion Ackermann, die nun Präsidentin der Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz werden soll. Ihre Position ist eindeutig: „Kunst verhandelt die Freiheit. Wir wenden uns an alle Gruppen“, sagte die über expressionistische Malerei promovierte Kunsthistorikerin kürzlich im Handelsblatt.

Seit vergangenem Herbst suchte die Preußen-Findungskommission eine Nachfolge für den seit 2008 amtierenden Hermann Parzinger. Die aktive Kulturmanagerin stand überhaupt nur zur Verfügung, weil ihr Dresdner Vertrag als Chefin der Staatlichen Kunstsammlungen von der CDU-SPD-Koalition erst nach den Landtagswahlen verlängert werden sollte.

Ackermann versucht, auch postkoloniale Perspektiven in die Museen einzubringen, hat zudem vorsichtigste Diplomatie bewiesen in den vielen Debatten um die Präsentation von Staatskunst der DDR. Das läuft nicht widerspruchsfrei: Als Ackermann kürzlich darauf bestand, dass eine namibische Kuratorin in einer Ausstellung ihre Meinungen als solche und nicht als Stand der Wissenschaft markiert, hat die Kuratorin daraufhin abgesagt.

Bei manchen Postkolonial-AktivistInnen kam sie dadurch in Verruf. Andere sagten: Gut so. Museen sollen sich den Fakten widmen und die Meinungen davon streng trennen. Ackermann ist also skandaltrainiert: Der spektakuläre Diebstahl aus dem Grünen Gewölbe, der teure, gescheiterte Versuch des Rückkaufs der Juwelen von einem Betrüger, die Debatten um die Reform der inneren Strukturen der Staatlichen Kunstsammlungen – all das hat sie geprägt.

Auch der Schock des neuerlichen Überfalls Russlands auf die Ukraine 2022: Genau wie die Museen in Berlin, München, Weimar oder Hamburg haben auch die Dresdner seit 2014 weiter auf enge Kontakte zu russischen Institutionen gesetzt, egal wie imperialistisch diese agierten, während die Kontakte zur Ukraine eingefroren wurden. Der sehr deutsche Selbstbetrug „Reden ist immer gut“ hielt auch bei Ackermann bis unmittelbar vor dem Überfall. Ein Versäumnis, das die Beziehungen zu ganz Mittelosteuropa belastet.

Die erfahrene Kulturmanagerin steht nun vor einer Riesenaufgabe: Da ist allen voran die seit fast drei Jahrzehnten chronische Unterfinanzierung des Betriebsetats der Berliner Staatsbibliothek, der Staatlichen Museen, des Staatsarchivs, des Ibero-Amerikanischen Instituts und der vielen Wissenschaftseinrichtungen. So gigantisch auch die Bauetats sind – für Ausstellungen, Forschung, gar Ankäufe oder wenigstens die notwendigste Bauunterhaltung ist extrem zu wenig Geld da. Da ist der hoch idealisierte innere Reformprozess – der aber bisher vor allem Kräfte bindet und ebenfalls unterfinanziert ist. Da sind die Finanzdesaster Pergamonmuseum, Museum der Moderne, die Sanierung der Neuen Staatsbibliothek am Kulturforum sowie das noch gar nicht etatisierte und doch so dringende Projekt Forschungscampus Dahlem.

Wenn die dort liegenden 97 Prozent der ethnologischen Sammlungen weiter nur gelagert werden, ist alle Debatte über eine postkoloniale Zukunft der Preußen-Stiftung nur Gerede. Was es also braucht, ist Geld. Nicht mal hier eine Million oder da eine, sondern Hunderte von Millionen Euro. Ab 1. Juni nächsten Jahres muss Ackermann das Geld besorgen.

Nikolaus Bernau, Berlin