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„Aufklärung, Inspiration, Ermöglichen“

Die Politökonomin und Bestsellerautorin Maja Göpel über ihr neues Science-Netzwerk und ihre neue Kolumne im Magazin taz FUTURZWEI

Ihr Rat für Europa: „weniger Überheblichkeitskomplex und mehr proaktiven Mut“ Foto: imago/dts Nachrichtenagentur

Interview Peter Unfried

wochentaz: Frau Göpel, zum Auftakt Ihrer neuen taz FUTURZWEI-Kolumne „Neue Ideen, neue Allianzen“ fragen Sie: Was ist „unser“ Standort in der neuen Realität? Was ist Ihre Antwort?

Maja Göpel: Aus meiner Sicht kann das kleine und ressourcenarme Deutschland dann ein relevanter und wohlständiger Standort bleiben, wenn es Europa als Schicksals- und Zukunftsgestaltungsgemeinschaft erkennt und entsprechend auch Verantwortung übernimmt. Im globalen Maßstab ist auch Europa noch klein, und nur weil es mit den USA für 70 Jahre internationaler Rulemaker war, kippt es aktuell sehr schnell in Richtung Ruletaker. Hier wünsche ich mir weniger Überheblichkeitskomplex und mehr proaktiven Mut zugleich.

Was haben Sie mit Ihrem gerade gegründeten Science Netwerk namens „Mission Wertvoll“ vor?

Wir haben in der gGmbH Wissenschaft, Medien und Wirtschaft gebündelt, weil das aus der Transformationsforschung die wichtigen Kräfte für gesellschaftliche Veränderungsprozesse sind. Politik muss natürlich die Spielregeln ändern, aber ob sie das in Demokratien tut, hängt von der Zustimmung der Bür­ge­r:in­nen und dem Lobbyismus sowie der verfügbaren Alternativen ab. Wir möchten also drei Dinge kombinieren: die Fakten mit Tragweite so kommunizieren, dass Personen mit Reichweite sie breit kommunizieren können. Und dabei weben wir immer Geschichten des Gelingens ein, wo Lösungen für eine sozial-ökologische Transformation längst umgesetzt werden, aber im Rauschen der Aufregung ständig übersehen werden.

Das Rauschen der Aufregung ist aber sehr stark.

Wir wollen dem Trend zur populistischer Behaupteritis und Fehldarstellungen in der öffentlichen Debatte etwas entgegensetzen und Vertrauen in die Handlungsfähigkeit unserer Gesellschaft stärken. Parallel bringen wir Personen in Entscheidungspositionen aus verschiedenen „Blasen“ unserer Gesellschaft zusammen, um dem Trend der Fragmentierung und Lagerbildung entgegenzuwirken. Also eine Mischung aus Aufklärung, Inspiration und Ermöglicher:innennetzwerk.

Zukunftsorientierte Wirtschafts- und Klimapolitik erleidet einen schweren Backlash in Europa. Stimmt das und wie erleben Sie das in Ihren Gesprächen mit Entscheidern?

Ich erlebe eine Mischung aus Ratlosigkeit, Egoismus, Durchstarten und Kleinkind. Diejenigen, die wirklich verstanden haben, worum es geht, sehen auch die Dilemmata ganz klar vor Augen: Wettlauf um die Ressourcen, Geopolitik, übersättigte Märkte, demografische Wende und wachsende Umweltrisiken, ohne dass sich auf der globalen Ebene verbindliche Abkommen wie ein CO2-Preis oder Co-Finanzierung des Schutzes der Biodiversität und ihrer Flächen oder eine Einhegung des Extraktionszwangs durch die Kapitalmärkte abzeichnet. Einige schwanken noch, ob sie Altes weiter stabilisieren oder jetzt den Durchbruch in neue Geschäftsmodelle wagen wollen, andere sichern ihr privates Vermögen ab und checken aus der Verantwortung aus. Wieder andere investieren sich und ihr Vermögen in ganz neue Lösungen, um Alternativen zum Status Quo zu entwickeln mit dem Tenor: jetzt erst recht.

Und andere wollen gar nicht.

Es gibt die „Kein Bock“-Fraktion: Ich will mir nicht sagen lassen, was ich zu tun habe und ich will auch nicht, dass es nun anders wird, als ich gewohnt bin. Die letzte ist deshalb problematisch, weil sie sich mit ziemlich faktenfreien Behauptungen in die Debatten einmischt.

Maja Göpels aktuelle Kolumne lesen Sie in der neuen Ausgabe von FUTURZWEI: tazfuturzwei.de

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