piwik no script img

„Man muss sehr vorsichtig sein“

Ahmed hat seine Heimat Ägypten zeitweilig verlassen – es ist eines der weltweit gefährlichsten Länder für Jour­na­lis­t*in­nen. Die wenigen unabhängigen Medien arbeiten unter schwierigen Bedingungen

taz: Herr Ahmed, Sie sind Journalist, der vor allem Fakten prüft. Wie arbeiten Sie in Ägypten?

Ahmed*: Es ist eine sehr komplizierte Sache, denn die Regierung verbreitet eine Menge Desinformationen und falsche Nachrichten. Man steht gegen die Regierung, man muss sehr vorsichtig sein mit dem, was man sagt und schreibt.

Können Sie ein Beispiel geben?

Die Regierung finanziert ein Programm, um den Menschen zu ermöglichen, Lebensmittel, besonders Brot, zu kaufen. Aber die veröffentlichten Zahlen sind weit übertrieben. Das passiert auch mit anderen Daten. Aber wir sind oft in der Lage, die korrekten Zahlen in offiziellen öffentlichen Dokumenten aufzuspüren.

Haben Sie die gleichen Arbeitsbedingungen wie in, sagen wir, Deutschland?

Nein. In Ägypten arbeiten und leben wir in einer schwierigen und heiklen Umgebung. Ägypten ist eines der gefährlichsten Länder für Journalisten. Mehr als 20 sind inhaftiert. Nachdem Präsident al-Sisi 2014 an die Macht kam, kaufte die Regierung alle Medienunternehmen. Die Journalisten der fünf verbliebenen kleinen Medien arbeiten unter sehr gefährlichen Bedingungen. Man wird ständig von der Polizei oder dem Geheimdienst verfolgt, die einen jederzeit verhaften können.

Genau das ist Ihnen passiert …

Ja, nach einer Veröffentlichung wurden sie böse und verhafteten mich. Letztes Jahr kamen sie mitten in der Nacht, schlugen mich und meine Frau vor den Augen unseres Kindes. Dann haben sie mich für einige Tage mitgenommen.

Sie kamen auf Druck von internationalen und nationalen Journalistenorganisationen frei.

Richtig. Aber die Polizei überwacht mich weiterhin, von Zeit zu Zeit holen sie dich auf die Wache.

Waren Sie schon einmal in Berlin? Wie ist Ihr Eindruck?

Nein, aber es ist eine nette Stadt. Es gibt viele Bäume hier, in Ägypten sind 90 Prozent Wüste. Berlin scheint mir eine Stadt für Fußgänger und nicht für Autos zu sein.

Gibt es etwas Besonderes, was sie während Ihres Aufenthaltes unternehmen möchten?

Ja, ich möchte ein wenig herumreisen, zum Beispiel nach Hamburg und München. Ich möchte an einem Kurs für digitale Sicherheit teilnehmen, vielleicht auch an einem Deutschkurs.

Ahmed (Name geändert) hat sich auf Faktencheck spezialisiert. Wegen seiner Recherchen wurde er im Jahr 2023 verhaftet und wird bis heute verfolgt. Er ist bis November mit dem Refugium-Stipendium in Berlin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen