: Gandji erhält Hafturlaub
Der iranische Journalist erhält die Möglichkeit einer ärztlichen Behandlung
BERLIN taz ■ Der iranische Dissident Akbar Gandji hat in der Nacht von Sonntag auf Montag Hafturlaub erhalten, wie die Nachrichtenagentur Irna berichtete. Die Teheraner Staatsanwaltschaft erklärte, Gandji habe für sieben Tage Hafturlaub bekommen, um eine „medizinische Behandlung außerhalb des Gefängnisses in Anspruch nehmen zu können“. Sollten die Ärzte eine Verlängerung für nötig halten, werde die Justiz dazu ihre Zustimmung erteilen.
Gandji, einer der populärsten Journalisten Irans, war im April 2000 nach seiner Teilnahme an einer von der Heinrich-Böll-Stiftung veranstalteten Iran-Konferenz in Berlin in Teheran verhaftet worden. Das Revolutionsgericht verurteilte ihn wegen Propaganda gegen den Gottesstaat, Gefährdung der Staatssicherheit und Beleidigung der Staatsführung zu 10 Jahren Haft und 5 Jahren Verbannung. Mit diesem Urteil sollte der kritische Journalist und Autor mehrerer Bücher, in denen er die Beteiligung staatlicher Organe an verschiedenen Morden nachwies, zum Schweigen gebracht werden. Doch Gandji verfasste im Gefängnis ein Manifest, in dem er die Machtstrukturen des islamischen Staates und die eklatante Verletzung der Menschenrechte offen legte und die Trennung von Staat und Religion forderte.
Inzwischen leidet Gandji an starkem Asthma, zunehmender Sehschwäche und einer Rückenerkrankung. Er müsste dringend außerhalb des Gefängnisses behandelt werden. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, trat er letzte Woche in den Hungerstreik.
Zahlreiche Journalisten und Politiker, darunter Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi, schlossen sich der Forderung Gandjis an. Vermutlich haben der Druck von außen und innen, die Rücksicht auf die ins Stocken geratenen Verhandlungen über das iranische Atomprogramm und die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen die Justiz zum Nachgeben gezwungen. Dies bekommt umso größeres Gewicht, wenn man bedenkt, dass Gandji kurz vor seinem Hungerstreik in einem zweiten Manifest die Wahlen als undemokratisch bezeichnet und zum Boykott aufgerufen hatte.BAHMAN NIRUMAND