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Wenn eine Missionierung vergeblich ist

Jesus hat mich gefunden“, sagt der Mann mit einem silbernen Schneidezahn und einem Stapel Bücher unter dem Arm zu einer Frau mit roten Haaren. Sie sitzt am Späti neben dem Neuköllner Passage-Kino und entschuldigt sich: „No Deutsch, no Deutsch.“

Der Mann wiederholt den Satz auf Englisch.

Wo Jesus ihn denn gefunden habe, möchte die Frau dann von ihm wissen – „Where did he find you?“

Der Mann mit dem silbernen Schneidezahn zeigt um sich herum. „Hier“, sagt er. Er habe früher zu viel getrunken, sei nicht religiös gewesen, Jesus habe ihn gerettet. Deshalb möchte er ihr das Buch schenken, „gegen eine Spende“. Er habe sogar zweisprachige Bibeln zu Hause. „Soll ich sie holen gehen?“, fragt er.

Die Spätibesucherin wackelt verneinend mit dem Zeigefinger. Er starrt eine Weile umher und geht dann auf einen Mann zu, der vor der Kinotür wartet. Dieser weicht zurück, als er ihn kommen sieht.

Berlin-­Neukölln

330.000 Ein­wohner*innen.

Weltanschaulich ist der Bezirk, dessen Bewoh­ner*in­nen aus 160 Nationen stammen, bunt durchmischt: 12,4 Prozent sind evangelisch, 7,5 Prozent katholisch, und die restlichen 80,1 Prozent haben eine sonstige oder keine Religion.

Der Jesus-Anhänger schüttelt den Kopf. „Ihr seid selber schuld, wenn ihr in die Hölle fahrt“, ist nur noch von ihm zu hören.

Luciana Ferrando

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