Teure Fahrräder, hoher Schaden

Versicherer mussten 2023 mehr für gestohlene Räder zahlen als je zuvor. Experte fordert sichere Abstellorte

Von Nanja Boenisch

Fahrraddiebstähle haben im Jahr 2023 so hohe Schäden verursacht wie noch nie zuvor. Das zeigt eine Statistik, die der Gesamtverband der Versicherer (GDV) am Mittwoch herausgegeben hat. Zwar blieb die Zahl der gemeldeten Diebstähle mit rund 150.000 konstant. Allerdings lag der jeweilige Schaden im Durchschnitt bei 1.100 Euro – ein neuer Höchstwert, sagt der GDV. Insgesamt lag die Summe, die die Versicherer für gestohlene Fahrräder an ihre Kun­d:in­nen zahlen mussten, 2023 bei 160 Millionen Euro. „Das sind 10 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Wenn ein Fahrrad aus verschlossenen Räumen, Abstellkammern, aus dem Keller oder aus der Wohnung gestohlen wird, kommt die Hausratversicherung für den entstandenen Schaden auf. Die meisten Räder werden jedoch auf offener Straße entwendet. „Schutz bietet hier eine Zusatzklausel in der Hausratspolice“, riet der GDV am Mittwoch. Knapp die Hälfte der rund 27 Millionen Versicherungsverträge in Deutschland enthalte eine Fahrradklausel. Eine andere Möglichkeit sind extra Fahrradversicherungen verschiedener Anbieter, die Rad­fah­re­r:in­nen zusätzlich abschließen können.

Wird ein Fahrrad gestohlen, erstatten die Versicherer den sogenannten Wiederbeschaffungswert, das heißt, den Preis, den die Fahr­rad­fah­re­r:in­nen für ein gleichwertiges neues Rad zahlen müssten. „Nach wie vor werden vor allem teure Fahrräder gestohlen“, sagt Asmussen. „Diebe haben es gezielt auf hochwertige Rennräder, E-Bikes oder Mountainbikes abgesehen, um sie weiterzuverkaufen.“ Das treibe die Entschädigungsleistungen in die Höhe.

Meist ist der Betrag, den Versicherungen standardmäßig für gestohlene Fahrräder zahlen, gedeckelt. Wer ein hochwertiges Fahrrad oder E-Bike hat, sollte deshalb darüber nachdenken, den Vertrag anzupassen und die Versicherungssumme zu erhöhen, riet Asmussen.

„Fahrraddiebstahl ist leider ein Massenphänomen, das vom Staat nicht besonders ernst genommen wird“, sagte Roland Huhn, Rechtsexperte beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), der taz. Die Aufklärungsquote liege konstant knapp unter 10 Prozent, in Großstädten sogar nur bei 5 Prozent.

Bundesweit fehlten allein an Bahnhöfen etwa 1,5 Millionen gesicherte Stellplätze. „Radfahrende brauchen besonders an öffentlichen Orten ausreichend sichere Abstellmöglichkeiten“, forderte Huhn. Statt die Infrastruktur auszubauen, habe der Bund die Förderung von Fahrradparkhäusern aber gerade erst gekürzt. „Wichtig ist auch bessere Ausklärungsarbeit“, sagte der ADFC-Experte. Die Polizei müsse mehr Er­mitt­le­r:in­nen einsetzen.

Laut GDV können die Be­sit­ze­r:in­nen selbst wenigstens etwas tun: Wenn sie Bügel- oder Kettenschlösser nutzen, am besten zwei für ein Rad. Und indem sie ihr Fahrrad nicht nur abschließen, sondern an einem „fest mit dem Erdboden verankerten Gegenstand, wie etwa an einem Laternenpfahl“, anschließen.

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