: 200 Polizisten stürmen Wohnblock
Die Stadt Göttingen setzt für die Begehung eines Wohnkomplexes auf ein martialisches Vorgehen mit maskierten Polizisten. Denselben Komplex hatte die Stadt während der Pandemie rechtswidrig abgeriegelt
Nach einem Polizeieinsatz in einem Göttinger Wohnkomplex gibt es Kritik am Vorgehen der Behörden. Die Stadt und die Polizei führten am Dienstagmorgen eine Begehung im heruntergekommenen Gebäude an der Groner Landstraße in der Nähe des Bahnhofs durch, wie sie in einer gemeinsamen Pressemitteilung mitteilten. Aktivisten bezeichneten das Vorgehen als rassistisch und martialisch. Am Nachmittag sollte es deshalb vor dem Rathaus eine spontane Kundgebung geben.
Das Ziel der Begehung war laut Angaben der Stadt und Polizei die Verbesserung der Umstände für die dort lebenden Bewohner*innen. Es habe immer wieder Beschwerden gegeben. Die Begehung solle einen Grundstein für das weitere Vorgehen legen. Zudem seien unter anderem die Rettungswege, der Brandschutz sowie mögliche Hygienemängel überprüft worden. Es brauche eine lückenlose Bestandsaufnahme, damit die Stadt helfen könne, sagte Göttingens Sozialdezernentin Anja Krause.
Überwacht mit Drohnen
Laut den Aktivisten stürmten etwa 200 maskierte Polizist*innen das Gebäude am Dienstagmorgen. „Wir sind empört über dieses Vorgehen und die Achtlosigkeit der Stadt und der Polizei Göttingen im Umgang mit einem Wohnkomplex, in dem vor allem Familien zu Hause sind“, sagte eine Sprecherin der Gruppierung Basisdemokratische Linke. Auf einem Bild war ein Mann in einem Bademantel zu sehen, der auf einem Bürgersteig wartete, während Polizeikräfte Papiere überprüften. Weitere Informationen sollten bei einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag bekannt gegeben werden.
Für Schlagzeilen hatte der Wohnkomplex bereits einmal während der Pandemie gesorgt. 2020 wurde der gesamte Block wegen eines breiten Infektionsgeschehens abgeriegelt – letztlich zu Unrecht, wie ein Gericht im Dezember feststellte.
Die Polizei hatte sich auf aggressives Verhalten seitens einiger Bewohner vorbereitet und entsprechend viele Kräfte eingesetzt. Zudem überwachten zwei Drohnen den Einsatz.
Die Mehrheitseigentümerinnen des Wohnkomplexes hatten zuletzt Insolvenz angemeldet, wie darüber hinaus mitgeteilt wurde. Damit das Gebäude weiter bewohnbar bleibe, vermittele die Stadt zwischen der Insolvenzverwaltung und den Versorgungsunternehmen. (dpa)
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