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Sofie Oksanen beleuchtet den Antifeminismus Putins, und drei ostdeutsche Frauen betrinken sich

Wie sexuelle Gewalt als Waffe eingesetzt wird, hat zuletzt das genozidale Massaker der Hamas in Israel auf abscheulichste Weise gezeigt. Auch Russland setzt sexuelle Gewalt als Kriegsmittel gegen ukrainische Frauen ein. Die finnische Bestsellerautorin Sofi Oksanen ist eine Kennerin Russlands und hat in ihrem neuen Buch den Antifeminismus in Putins Diktatur beleuchtet, den sie als einen strategischen beschreibt. „Die Ukraine repräsentiert alles, was der Kreml ablehnt“, sagt sie im Interview (S. 9), und es ist eine bekannte, aber verdrängte Tatsache, auf die noch immer hingewiesen muss, dass nämlich Frauen, Juden und Homosexuelle stets die ersten Opfer von Diktaturen sind.

Nicht über direkte, sondern über strukturelle Gewalt schreibt der Soziologe Didier Eribon, der in Deutschland mit seinem Buch „Rückkehr nach Reims“ bekannt geworden ist. Sein neues Buch handelt von seiner Mutter, die als Arbeiterin und unterdrückte Frau ein Leben voller Entbehrungen geführt hat (S. 10).

Ansonsten: Tief ist der Brunnen der Vergangenheit (Thomas Mann) – und zwar inzwischen längst auch für die taz. In dem neuen Roman von Gerhard Henschel begegnet man einem der großen taz-Skandale der 90er Jahre: der Auseinandersetzung um die Satire „Barbier von Bebra“. Darauf hinzuweisen konnten und wollten wir uns in dieser literataz keineswegs untersagen (S. 7).

Zu wenig Skandal hat dagegen die Behandlung weiblicher Autorinnen in der legendären Gruppe 47 gemacht, sie wurden allzu sehr auf ihre äußeren Attribute verkürzt. Nicole Seifert weist auf diese machistischen Tendenzen im Literaturbetrieb der alten Bundesrepublik in ihrem neuen Buch in aller gebotenen Deutlichkeit hin (S. 4). Ulrich Peltzer, akribischer Beschreiber unser Gegenwart und eher gebrochener männlicher Helden, schildert eine Hauptfigur auf der Flucht, wobei gar nicht so klar ist, wovor sie flüchtet, vielleicht letztes Endes vor sich selbst (S. 5).

Und in dem Gesprächsband „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“ – der hiermit schon mal als ein heißer Kandidat für den schrägsten Titel des Frühjahrs vorgeschlagen sei – ist ganz nebenbei zu erfahren, inwiefern die Realität der DDR nicht nur eng und repressiv war, sondern auch den Ideen des Sozialismus widersprach: Sie stand der im „Kommunistischen Manifest“ geforderten freien Entfaltung eines jeden entgegen (S. 3). Auch das gehört zu den in dem Band besprochenen ostdeutschen Erfahrungen, die in diesem Jahr mit drei wichtigen Landtagswahlen-Ost auch gesamtdeutsch noch von einiger Wichtigkeit werden können.

Tania Martini, Dirk Knipphals

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