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Wenn AfD-Hippies die Zugfahrt zur Hölle machen

Eine Gruppe 16-Jähriger wertet im Regio lautstark ihren Wandertag nach Berlin aus. Der Bundestag war interessant, der SPD-Abgeordnete aber habe nur langweilige Sachen erzählt. Kurz vor Fürstenberg setzt sich ein Pärchen, vielleicht um die 30, dazu. Die Frau mit Yoko-Ono-Hut und bunt bestickter Jacke trägt eine Ikea-Tüte mit fast verdorrten, vom Supermarkt geretteten Basilikum-Töpfen. „Die pflanz ich im Garten ein“, sagt sie. Der Typ, der style-mäßig ein wenig an Jesus erinnert, zeigt sich interessiert an den Bundestagserfahrungen der Mädchen.

Na ja, wenigstens war es niemand von der AfD, meint eine Schülerin. „Die AfD ist die demokratischste Partei in Deutschland“, unterbricht der Jesus-Typ und fängt an, eine Lobeshymne auf die AfD zu singen: Das mit den Deportationen sei ein Missverständnis. „Den Sellner kenne ich persönlich“, widerspricht die fünf Minuten zuvor noch sympathische Gärtnerin auf meine Intervention. Schnell wird klar, die beiden sind auf den Corona-Demos rechts abgebogen, doch auch zwei der Schülerinnen stimmen dem rassistischen Müll zu.

Fürstenberg

5.800 Ein­wohner*innen.

Bei der brandenburgischen Stadt an der Oberhavel befand sich das KZ Ravensbrück. Bei der Bundestagswahl 2021 landete die AfD bei den Zweitstimmen mit 21,5 Prozent hinter der SPD mit aus heutiger Perspektive traumhaften 31,3 Prozent.

Die hitzige Diskussion wird abrupt durch beißende Rauchschwaden beendet, es brennt, wir müssen den Waggon fluchtartig verlassen. Der Zug bleibt in Fürstenberg liegen. Jonas Wahmkow

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