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das wird„Oft wirkt es, als wären inklusive Maßnahmen eine Art Wohltätigkeit“

Eine Lesung in Wandsbek erinnert daran, wie weit Hamburg noch von echter Inklusion entfernt ist

Interview Anna Lindemann

taz: Frau Muhl, wofür steht Nixklusion?

Sabine Muhl: Das ist ein Wortspiel aus „Nichts“ und Inklusion. Es soll darauf anspielen, dass in der Inklusion zu wenig passiert. Ausgedacht haben sich das zwei Mütter von Kindern mit Behinderungen, die auf unterschiedlichsten Ebenen Ausgrenzung erleben.

Darüber sprechen Sie mit Arnold Schnittger, der seinen mehrfach behinderten Sohn Nico pflegt und darüber ein Buch geschrieben hat. Was für Probleme haben sie?

Puh, wo soll ich da anfangen? Es ist superschwierig, einen Kitaplatz, Schulplatz und später eine Tagesförderung zu finden. Arnold Schnittger musste seinen Beruf aufgeben, um seinen Sohn Vollzeit zu pflegen. Und er beklagt immer wieder prekäre Systeme wie die Behindertenwerkstatt, in denen die Behinderten nur ein Taschengeld verdienen.

Und im Alltag?

Auch im Stadtbild ist vieles nicht barrierefrei: öffentliche Toiletten und Kulturstätten zum Beispiel. Selbst wenn ein Museum mal mit Rollstuhlzugang gebaut ist, ist oft die Toilette nur über Treppen zu erreichen. Irgendwas ist immer.

Warum gibt es oft so wenig Inklusion?

Foto: privat

Sabine Muhl

Jahrgang 1970, Linksabgeordnete im Bezirk Wandsbek, ist Verlegerin für Bücher in Leichter Sprache.

Inklusion ist ein Querschnittthema. Es hängt oft zusammen mit Armut, weil pflegende Familienangehörige ihren Job aufgeben müssen. Trotzdem machen sich eigentlich nur die Gedanken darum, die es betrifft. Es fehlt an ernsthafter Solidarität, an Verständnis und deshalb natürlich an Geld und Personal, das sich um Inklusion kümmert.

Was muss auf Bezirksebene passieren?

Wir haben in Wandsbek einen Inklusionsbeirat. Der tagt aber nur fünfmal im Jahr, deutlich weniger als andere Beiräte, und anders als andere Ausschüsse noch immer ohne Sitzungsgeld. Das sollte sich ändern. Außerdem würde es sicherlich helfen, wenn auch behinderte Menschen in der Bezirksversammlung arbeiten würden – sie sind die Experten und Expertinnen, wenn es um Inklusion geht.

Warum arbeiten so wenig behinderte Menschen in der Politik?

Unsere Bezirksversammlung ist nicht barrierefrei genug. Sie hat zum Beispiel mehrheitlich dafür gestimmt, dass Zwischenrufe nicht mit Mikro vom Podium aus wiederholt werden müssen. Das war ein großes Problem für eine hörbehinderte Abgeordnete, die inzwischen aus verschiedenen Gründen zurückgetreten ist.

Lesung und Gespräch „Nixklusion in Hamburg – Teilhabe: Wunsch oder Wirklichkeit“, mit Arnold Schnittger, Brakula, Bramfelder Chaussee 265, Hamburg, 16. 2., 18 Uhr

Wie setzen Sie sich fürs Thema ein?

Ich versuche es immer wieder in die Versammlung zu tragen und setze mich dafür ein, dass Informationen für behinderte Menschen besser zugänglich sind. Ich versuche immer wieder Gelder zu beantragen, zum Beispiel für eine barrierefreie, rund um die Uhr geöffnete Toilette. Da stoße ich allerdings oft an Grenzen.

Warum liegt Ihnen das Thema am Herzen?

Oft wirkt es, als wären inklusive Maßnahmen gönnerhaft, eine Art Wohltätigkeit. Dabei geht es darum, ein würdiges Leben zu ermöglichen. Das steht jedem zu. Deshalb ist es wichtig zu sagen: Empört euch, werdet laut!

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