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Jesus kam nur bis Erfurt

Bekifft im Bahnhof von Bundespolizei verhaftet

Jesusfoto: ap

Bekannt in der Psychologie ist das „Jerusalem-Syndrom“, unter dem jedes Jahr Dutzende, meist Touristen, leiden, die sich plötzlich in Jerusalem für Jesus halten und in der Psychiatrie landen. Offenbar gibt es jetzt ein neues „Erfurt-Syndrom“, wie die Bundespolizeiinspektion Erfurt gestern mitteilte: „Auch für Gottes Sohn gelten die irdischen Gesetze.“ Demnach habe man am frühen Montagmorgen „eine männliche Person“ im Hauptbahnhof kontrolliert, die „gegenüber der eingesetzten Streife zu verstehen gab, dass sie der Sohn Gottes sei … Trotz religiöser Ehrfurcht bat man den Herrn, sich auszuweisen, um die Angaben im Jahr 2024 nach Christus auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen“, berichteten die Bupo-Apostel und stellten enttäuscht fest: „Es handelte sich um einen 45-jährigen Rumänen.“ Die Bibel muss also nicht umgeschrieben werden – erst recht nicht von der Bundespolizei, die sich allerdings schon mal in Philisterhumor übt: „Während in der biblischen Geschichte der Ankunft des Herrn eher Myrrhe und Weihrauch Bedeutung hatten, nehmen in dem gegenwärtigen Sachverhalt 3 Gramm Cannabis deren pflanzliche Rolle ein.“ Bekifft in Erfurt – also doch kein neues Syndrom.

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