Die Wahrheit: Ein Dornröschen zum Abnehmen

Diäten gibt es viele, die meisten enden im Fiasko. Zum Glück haben sich auch echte Fachleute wie der späte Elvis mit dem Thema beschäftigt.

Alle Jahre wieder: Der Januar ist noch nicht beendet, aber meine Neujahrsvorsätze sind es. Ich hatte mir wie jedes Jahr zu Silvester vorgenommen, etwas abzunehmen. Diesmal hatte ich mich vorbereitet und im Internet recherchiert, um eine Diät zu finden, die nicht allzu herausfordernd sein würde.

Dabei stieß ich auf eine interessante, drei Tage dauernde Abmagerungskur, die Helen Gurley Brown 1962 in ihrem Buch „Sex and the Single Girl“ propagiert hatte. Sie wurde 1977 von der Zeitschrift Vogue aufgegriffen und 2018 in den sozialen Medien wiederbelebt. Es geht dabei um Wein und Eier. Das klang auf den ersten Blick machbar. Zum Frühstück ein hartgekochtes Ei und ein Glas trockenen Weißwein, möglichst Chablis; zum Mittagessen die doppelte Menge; und abends, falls man nicht bereits betrunken im Bett liegt, ein Steak und den Rest der Flasche Wein.

Was hat sich Frau Brown dabei gedacht? Der erste Tag war noch okay, obwohl der Chablis nicht zum Steak passte und einen komischen Geschmack hinterließ. Für den zweiten Tag besorgte ich mir billigeren Wein. Am dritten Tag hatte ich die Nase voll von hartgekochten Eiern, so dass ich schon zum Frühstück eine halbe Flasche Wein trank, um das Ei hinunterzuspülen. Das funktionierte zwar, aber ich musste Nachschubwein für das Abendessen besorgen.

Ob ich abgenommen habe? Keine Ahnung. Ich hatte vergessen, mich vor Beginn der Diät zu wiegen. Zu sehen war jedenfalls nichts. Bei der Nachrecherche stieß ich auf eine Umfrage von MyFitnessPal, den Erfindern einer Ernährungs-App. Dabei kam heraus, dass die Eier-und-Wein-Diät von der Hälfte der befragten Engländer als nutzloseste Abmagerungskur aller Zeiten gewählt wurde.

An zweiter Stelle landete die Babynahrungsdiät. Sie basiert auf der Idee, dass der Verzehr kleiner Gläschen mit Babynahrung zu einer Begrenzung der Kalorienaufnahme und dadurch zu einem schnellen Gewichtsverlust führe. Man ersetzt eine oder zwei Mahlzeiten pro Tag durch Babynahrung und nimmt 14 Gläschen pro Tag zu sich. Das kostet rund 20 Euro – für zerquetschtes Obst und Gemüse. Lady Gaga soll darauf schwören. Experten sind sich aber einig, dass es am besten sei, den Matsch den Babys zu überlassen. Zumal Alkohol bei dieser Diät verboten ist.

Bei der Umfrage kam heraus, dass der Durchschnittsengländer fünf Fastenkuren im Jahr unternimmt. Aber nur sieben Prozent sind dabei erfolgreich. Die anderen brechen im Schnitt nach zwei Wochen ab. Ich hingegen fand doch noch eine Diät, die mir auf den Leib geschneidert scheint, Elvis Presley sei Dank. Er hat die Dornröschen-Diät erfunden. Sie besteht darin, dass man mindestens zehn Stunden schläft und so weniger Zeit zum essen hat. Sein Arzt soll ihn sogar in ein künstliches Koma versetzt haben. Das ist bei mir nicht nötig, zehn Stunden schaffe ich ohne Hilfsmittel.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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