Pfand auf Milch, Kefir oder Jogurt

Ab Januar gilt in Deutschland für bestimmte Flaschen ein Pfand. Völlig lückenhaft findet das die Deutsche Umwelthilfe – und fordert eine Einwegabgabe. Die EU erneuert außerdem ihre Verpackungsvorschriften

Von Heike Holdinghausen

Seit Anfang Januar gibt es ein Pfand auf Milchflaschen. Verbraucher zahlen dann in Deutschland auf Milchprodukte in Einwegverpackungen aus Kunststoff 25 Cent Pfand, wie bislang schon bei Limonadengetränken. Laut Verpackungsgesetz gilt die Pfandpflicht für Einwegkunststoffgetränkeflaschen mit einem Füllvolumen von 0,1 bis 3 Litern mit Milch, Kefir oder Jogurt. Händler oder Hersteller, die das Pfand nicht erheben, begehen eine Ordnungswidrigkeit, ihnen droht ein Bußgeld.

Das Pfand auf Milchflaschen sei ein „wichtiger Schritt, um Umwelt und Ressourcen zu schützen sowie das Recycling zu stärken“, kommentiert die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Allerdings gebe es noch „erhebliche Lücken“. So fordert die DUH von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) eine Pfandpflicht auch auf Getränkekartons wie jene des Marktführers Tetra Pak. Um die Mehrwegquote für Getränkeflaschen von aktuell nur rund 43 Prozent auf die gesetzlich festgeschriebenen 70 Prozent zu erhöhen, fordert die Umweltorganisation zusätzlich zum Pfand eine Einwegabgabe in Höhe von mindestens 20 Cent pro Plastikflasche. So würden deren negative ökologische Auswirkungen im Preis sichtbar und auch Discounter an das Angebot von Mehrwegflaschen herangeführt.

Jeder Europäer erzeugt im Jahr derzeit 190 Kilogramm Verpackungsmüll im Schnitt, jeder Deutsche bringt es sogar auf mehr als 230 Kilogramm. Diese Mengen will die EU mit ihrer aktuell debattierten erneuerten Verpackungsverordnung senken. Noch vor Weihnachten hatte der EU-Rat dafür seine Position zum Vorschlag der Kommission festgelegt, im Januar könnten die Verhandlungen mit dem EU-Parlament starten. Die Verordnung solle den Anstieg des Aufkommens an Verpackungsabfällen begrenzen, den Binnenmarkt für Verpackungen harmonisieren und die Kreislaufwirtschaft in Europa anschieben, heißt es dazu aus dem Rat.

Das Parlament hingegen geht mit dem Vorschlag in die Trilogverhandlungen, einige Verpackungen wie Hotel-Miniaturverpackungen für Toilettenartikel oder Schrumpffolie für Koffer in Flughäfen einzuschränken. Die Abgeordneten fordern zudem ein Verbot von sogenannten Ewigkeitschemikalien (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen oder PFAS) und Bisphenol A in Verpackungen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen.