: Weltmeister müsste man sein
Beim Ballon d’Or nutzen Haaland all seine Rekorde nichts, Messi wird wieder zum besten Fußballer gekürt
Immerhin. Es reichte für die Gerd-Müller-Trophäe. Erling Haaland, 23, der in der letzten Saison 56 Tore geschossen hat, ging bei der Verleihung des Ballon d’Or nicht gänzlich leer aus. Um zum besten Spieler der Welt gewählt zu werden, hätte er freilich Weltmeister werden müssen. Anders lässt sich die Auszeichnung Lionel Messis am Montagabend in Paris kaum erklären. „Die Wahl ist eine Farce“, polterte Lothar Matthäus am nächsten Morgen im Bezahlfernsehen. „Obwohl ich Messi-Fan bin!“
Dass die wahlberechtigte Journalistenschar aus aller Welt den vier Winterwochen in Katar eine ziemlich hohe Bedeutung bei ihrer Entscheidung zumaß, darauf lässt auch die Auszeichnung von Emiliano Martínez als weltbester Torwart schließen. Der 31-Jährige, der nicht mehr als ein guter Premier-League-Keeper bei Aston Villa ist, wuchs besonders im WM-Finale von Doha über sich hinaus. Seine Rettungstat in der Nachspielzeit gegen Frankreichs Kolo Muani ist schon jetzt ikonisch. Die Buhrufe in Paris, als die Parade auf der Leinwand eingespielt wurde, von einigen Medien als „Eklat“ hochstilisiert, nahm er gelassen hin.
Auch bei den Frauen wurde eine Weltmeisterin ausgezeichnet, an der erwartbaren Wahl Aitana Bonmatís vom FC Barcelona hatten aber weder Lothar Matthäus noch das Publikum im Theatre du Chatelet etwas auszusetzen. Dass Tennisspieler Novak Djokovic die Trophäe an Bonmatí übergab, stellte auch niemand infrage.
Alexandra Popp wurde als beste Deutsche Siebte, Lena Oberdorf Dreizehnte. Bei den Männern reihten sich Ilkay Gündogan auf Platz 14 und Jamal Musiala auf Rang 26 ein.
Der Ballon d’Or ist übrigens kein Ersatz für die Weltfußballer-Wahl, die weiterhin von der Fifa veranstaltet wird. Der Weltverband gibt seine Gewinnerinnen und Gewinner Anfang nächsten Jahres bekannt.
Haaland ist dann wieder nominiert und könnte davon profitieren, dass die Fifa bloß das Kalenderjahr 2023 berücksichtigt – Messis WM-Triumph also egal ist. David Kulessa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen