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Vegane Herdanziehung

Nach der Arbeit noch schnell was in die Pfanne hauen? Am Herd die Welt retten? Oder andere kulinarische Kulturen erkunden? Diese Kochbücher hier weisen den Weg

Von Cordula Rode

Vegane Küche ist vielfältig und köstlich. Aber wo fängt man an, wie macht man weiter? Eine gute Orientierung, was alles sich in der eigenen Küche machen lässt und eine Erweiterung des vegan-kulinarischen Horizonts eröffnen zum Beispiel diese Kochbücher hier.

Rasant, saisonal und easy

Katharina Seiser bietet den „Quickie“ unter den veganen Kochbüchern an. Die österreichische Bestsellerautorin („Immer schon vegan“, 2015) stellt sich dabei einer echten Herausforderung: Die rund 80 Rezepte aus mehr als 25 Ländern, die sie für ihr Buch ausgewählt hat, versprechen nicht nur eine kurze Zubereitungszeit, sondern bestehen allein aus pflanzlichen Zutaten, ohne den Einsatz von Ersatzprodukten und Imitaten tierischer Produkte.

Die Rezepte sind in Jahreszeiten unterteilt (ergänzt durch die Kategorie „Jederzeit“), wobei in den meisten Fällen eine nur saisonal verfügbare frische Zutat die Zuordnung zur Saison bestimmt (wie bei den Spinatrezepten), manchmal aber auch der jeweilige Charakter der Speise.

Im interessanten Kapitel „Speisekammer“ informiert die Autorin über die unterschiedlichen Lebensmittel wie Gemüse, Früchte, Nüsse, Öle und gibt praktische Tipps zu Qualität, Zubereitung und Aufbewahrung. „In der Küche“ und in den „Basics“ lässt sie die Le­se­r:in­nen an ihren umfangreichen Erfahrungen beim Einkauf, der Vor- und der Zubereitung teilhaben – kurz, prägnant und leicht verständlich.

Die Rezepte sind vielseitig und international und bieten Vor- und Hauptspeisen, Salate, Suppen und Desserts. Fast jedes Rezept ist bebildert, wobei die Fotos schlicht, aber sehr appetitlich sind. Das zurückhaltende Layout erinnert ein wenig an die Ästhetik der 1960er Jahre. Ein empfehlenswertes Buch – auch für „vegane Anfänger“ bestens geeignet.

Kochen For Future

Mehr als „nur“ ein Kochbuch – der jüngsten Autorin der in den letzten Jahren erschienenen Kochbücher ist eine wunderbare Mischung aus sehr verlockenden Rezepten und persönlichen Statements gelungen.

Die 15-jährige Lea Elçi aus Hamburg ist Friday-for-Future-Aktivistin und überzeugte Klimaschützerin. Im Vorwort schildert sie ihre Beweggründe und Überzeugungen und wie sie auf die Idee zu ihrem Kochbuch kam. Schon lange Vegetarierin, recherchierte die Schülerin Hintergründe rund um unser Essen und stellte fest, welch dramatische Konsequenzen die weltweite Viehwirtschaft für das globale Klima hat. Und dass jeder durch die Umstellung seiner Ernährung in der Lage ist, einen kleinen Teil zum großen Ziel der Rettung dieser Welt beizutragen. All das schildert sie trotz ihres großen eigenen Engagements locker, sympathisch und ohne erhobenen Zeigefinger.

Die (nicht alle veganen) saisonalen Lieblingsrezepte, vom Porridge über Salate, Eintöpfe, Cocktails bis zum Kuchen, sind wunderschön fotografiert und bieten neben der leicht verständlichen Beschreibung der Zubereitung immer wieder locker eingestreute interessante Informationen zur Nachhaltigkeit und zum verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln. So wird bei der Kartoffel-Grünkohl-Pfanne mit Sesam darauf hingewiesen, dass Sesam „sehr weit reisen muss“ und deshalb nur selten und immer in Bioqualität verwendet werden sollte. Das Fett vom Frittieren der Steckrübenschnitzel kann man mit Sieb oder Kaffeefilter reinigen und weiterverwenden. Und bei Zitrusfrüchten sei es sinnvoll, unbehandelte Exemplare zu kaufen oder sie zum Beispiel durch Essig zu ersetzen.

Leas Vater ist Koch und hat mit seiner Tochter gemeinsam die Rezepte erarbeitet und dabei natürlich sehr viel eigene Erfahrung mit eingebracht. Ein echtes Highlight des Buchs sind die „Guten Gespräche“, für die Lea auch Prominente wie Tim Mälzer und Renate Künast gewinnen konnte, mit denen sie sich über Klimaschutz und Nachhaltigkeit austauscht. Zusammen mit der wirklich schönen Pinbrettoptik bietet dieses Buch sehr viel mehr als nur Gaumenfreuden.

Kulinarische Expedition

Die Kochbücher

Katharina Seiser: Schnell mal vegan – 30-Minuten-Rezepte. Brandstätter Verlag. Gebunden, 176 Seiten, 32 Euro.

Lea Elҫi: Umessen – Das Kochbuch für eine bessere Welt. Brandstätter Verlag. Broschiert, 168 Seiten, 20 Euro.

Anne-Katrin Weber: Deftig Vegan Orient. Becker Joest Volk Verlag. Gebunden, 192 Seiten. 32 Euro.

Die renommierte Kochbuchautorin, Foodstylistin und Bloggerin (www.veggielicious.de) Anne-Katrin Weber lädt in ihrem neuen Kochbuch ihre Le­se­r:in­nen ein zu einer kulinarischen (rein veganen) Reise in den Orient.

Die Rezepte für Mezze, Salate, Hauptgerichte, Streetfood, Süßigkeiten und orientalische „Klassiker“ wie Salzzitronen und Hummus werden ergänzt durch Informationen über Gewürze und den „orientalischen Vorratsschrank“ inklusive Tipps für Einkauf und Aufbewahrung. Viele der Rezepte sind durch die Vielfalt der Zutaten und Gewürze relativ aufwendig, aber meist unkompliziert zuzubereiten. Gefüllte Datteln, Linsen-Bulgur-Frikadellen, Kürbis-Tajine, Couscous und Baklava – die gelungene Auswahl und Vielfalt der Gerichte bietet Köstlichkeiten für jeden Geschmack. Erwähnenswert ist das eigene Kapitel über Streetfood, das die Le­se­r:in­nen mit leckeren Rezepten für Essen „auf die Hand“ versorgt und ihnen ein wenig das Feeling eines Bummels durch die Altstadt von Marrakesch verschafft.

Wirklich bemerkenswert sind die Fotografien von Wolfgang Schardt, einem der bekanntesten Food-Fotografen Deutschlands. Von der ersten Seite an hat man das Gefühl, all die wunderbaren Gewürze, Zutaten und fertigen Speisen, die unglaublich ästhetisch fotografiert sind, riechen zu können. Schrift und Layout haben einen dezenten und geschmackvollen orientalischen Touch. Dieses Buch bietet in jeder Hinsicht Anregungen für alle Sinne und dürfte wohl auch den letzten Kritiker davon überzeugen, dass vegane Küche die volle kulinarische Bandbreite haben kann. Absolut empfehlenswert.

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