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: „Das Verhältnis zum Auto ist oft emotional“

Per­for­me­r*in­nen bereiten dem Verbrennermotor in Dithmarschen einen würdigen Abschied

Interview Kevin Goonewardena

taz: Herr Fuhlbrügge, erinnern Sie sich noch an das Gefühl, als Sie zum ersten Mal ein Auto gestartet haben?

Pascal Fuhlbrügge: Nicht wirklich. Aber woran ich mich erinnere: Als ich zwölf Jahre war, haben Eltern von Freunden uns ein Auto zum Kaputtfahren auf den abgeernteten Feldern gegeben. Eltern hatten in den 70er-Jahren einfach ein anderes Sicherheitsempfinden.

Wie würden Sie die Verbindung beschreiben, die sich in all den Jahren zwischen dem Verbrennungsmotor und Ihnen entwickelt hat – einem Motor, der auch heute noch in der Mehrzahl der Autos verbaut ist?

Ehrlich gesagt, ging es mir lange vor allem um die Ästhetik eines Autos. Verständnis für Technik kam viel später. Und ich glaube, so geht es vielen: Das Verhältnis zum Auto ist sehr oft vor allem ein emotionales, ganz unabhängig vom Antrieb.

Foto: Markus Lohmann

Pascal Fuhlbrügge 58, Musiker, Künstler und Plattenverleger

Trotz auch positiver Gefühle zwischen dem Verbrenner und Ihnen tragen Sie den Motor jetzt zusammen mit anderen Künst­le­r:in­nen zu Grabe. Warum?

Ich mag einige Varianten der Autokultur sehr. Aber ich weiß auch, was für einen Preis die Gesellschaft zahlt.

Die dazugehörige Zeremonie im südlichen Dithmarschen bildet den Abschluss einer Reise, die Sie auch über Autobahnparkplätze und Tankstellen geführt hatte. Was ist zu erwarten?

Begräbnis: Abschieds­party für den Verbrennungsmotor, auf dem Forellenhof Riesewohld zwischen Nordhastedt und Albersdorf, 23. 9., 18.30 Uhr

Das Publikum erwartet eine Mischung aus Dorffest und Autoshow. Wir knüpfen an die Erlebnisse der Performances im öffentlichen Raum an. Genauer gesagt auf dem Forellenhof in Nordhastedt. Später werden wir zusammen mit einem illustren Ensemble dem Verbrennungsmotor einen würdevollen Abschied bereiten. Wir bitten dabei um dem Anlass angemessene Kleidung.

Inwieweit hat sich Ihre Sicht auf den Verbrennungsmotor durch die Arbeit an der Performancereihe und deren Aufführung geändert?

Ich habe viel über Identität gelernt und wie identitätsstiftend Technik und Maschinen sein können. Das muss gar nichts Negatives sein – ich denke aber, wir brauchen mehr positive Erzählungen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Es geht da ja vor allem darum, etwas zu erlangen und nicht etwas zu verlieren.