Profispielerin Tamara Korpatsch: Deutsche Nummer Zwei räumt ab

Tamara Korpatsch hat sich mühsam und ohne Hilfe des Verbands noch oben gekämpft. Bei den US Open will sie weiter punkten.

Kämpferin auf dem Nebenplatz: Tamara Korpatsch in Aktion.

Kämpferin auf dem Nebenplatz: Tamara Korpatsch in Aktion Foto: Marcus Brandt/dpa

Kennen Sie Tamara Korpatsch? Wenn ja, sind Sie erfreulich gut informiert in Sachen Tennis. Wenn nicht, ist es keine große Überraschung. Denn irgendwie gehören fast immer den anderen die Schlagzeilen und nicht ihr, Tamara Korpatsch, der augenblicklich zweitbesten deutschen Spielerin in der Weltrangliste. Die nominelle Nummer eins, die 36-jährige Tatjana Maria, ist gerade in Runde eins bei den US Open ausgeschieden, sang- und klanglos. Aber Korpatsch, die Frau im Schatten, ist noch da: die scheinbar ewig übersehene Deutsche.

Auch in Flushing Meadows ist es nicht wesentlich anders als sonst mit und für Korpatsch. Die 28-jährige Hamburgerin spielt gutes, solides, international wettbewerbsfähiges Tennis. Aber andere stehen auf der Grand-Slam-Bühne im Rampenlicht, andere Profis auch aus ihrer Geburtsstadt. Alexander Zverev, natürlich. Aber auch das 19-jährige Tennis-Sternchen Eva Lys nach ihrem ersten Grand-Slam-Sieg überhaupt. Korpatschs souveräner 6:3, 6:2-Auftakterfolg gegen die Rumänin Irina-Camelia Begu auf dem Außenplatz 8 trat fast schon selbstverständlich mal wieder in den Hintergrund.

Dabei lohnt es sich, einen Blick auf die deutsche Nummer 2 zu werfen, die in New York nun sogar die deutsche Nummer eins in der laufenden Konkurrenz ist. Korpatsch ist keine der schwer geförderten, früh rundum versorgten Athletinnen, sondern eine zupackende, unverdrossene Selfmade-Frau aus einem Familienunternehmen, das sich mit ganzem Herzen dem Tennis verschrieben hat. Bei den Korpatschs dreht sich alles ums Tennis und um die Karriere von Tamara.

Vater Thomas trainiert die Tochter, die Brüder Tom und Richie sind als Sparringspartner aktiv – und Mutter Birgit ist gelegentlich auch noch als Bespannungskraft im Einsatz. „Die Familie ist mein großer Rückhalt“, sagt Korpatsch, die gegenwärtig auf Weltranglistenplatz 75 eingestuft ist.

„Auf eigene Faust“

Korpatsch und ihrer tennisbegeisterten Familie wurde nichts geschenkt in den Jahren eines harten Aufstiegs im Profitennis. Viele Jahre reiste der Familientrupp in einem Camper umher, um Geld zu sparen. Dann wurde das Mobil mit dem Typnamen „Weltenbummler“ in den Ruhestand versetzt, weil die Reparaturen zu aufwändig waren.

Vom Deutschen Tennis-Bund gab es in jenen Jahren keine Unterstützung, Korpatsch lief schlicht unter dem Radar des weltgrößten Tennisverbandes. „Wir sind stolz auf das, was wir auf eigene Faust geschafft haben“, sagt Korpatsch.

Viele Jahre reiste die Familie in einem Camper umher, um Geld zu sparen. Irgendwann wurden die Reparaturen zu teuer

Die Hamburgerin kämpfte sich auf den kleineren und mittelgroßen Turnieren zäh nach oben – dort, wo selten einmal Schlagzeilen für die Medien abfallen. 2016 versuchte sie sich erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier in der Qualifikation, damals auch in New York. Es war ihr allererster Flug, mitten rein ins ganz große Tennis. Und in Schlagdistanz, in Reichweite zu den Superstars. Im Tennis-Magazin erinnerte sie sich noch daran, wie sie gemeinsam mit ihrem Vater beim US-Open-Training von Rafael Nadal saß – und der den Matador aus Mallorca zunächst gar nicht erkannte.

Ein Kindheitstraum

Die laufende Saison begann schwierig für die laufstarke, engagierte Hamburgerin. Vielen Auftaktniederlagen folgten Verletzungen, sie rutschte in der Weltrangliste wieder aus den Top 100 hinaus. Doch seit dem Frühsommer geht es aufwärts, in Wimbledon gewann sie ihr erstes Grand-Slam-Spiel, erreichte bei den Prag Open das Halbfinale. Und musste sich in New York dank guter Ranglisten-Platzierung nicht über die Qualifikation ins Hauptfeld quälen.

Geträumt habe sie als kleines Kind schon von einer Karriere als Tennisspielerin, sagt Korpatsch. So richtig in Angriff nahm sie dieses Vorhaben nach dem Realschul-Abschluss, trat dann frühzeitig bei kleineren ITF-Wettbewerben an. Die Turnierreisen wurden akribisch geplant, jeder Euro, jeder Cent zählte. Nun, mit Ende zwanzig, zahlt sich die Arbeit endlich aus, nicht nur sportlich und emotional, sondern auch finanziell.

Mit dem Zweitrunden-Einzug in New York beläuft sich das laufende Jahreseinkommen auf rund 400.000 Dollar, vor Steuern wohlgemerkt. Und noch sind die US Open nicht beendet, in Runde 2 geht es für Korpatsch jetzt gegen die Russin Ludmila Samsonowa.

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