: Werner Grassmann
Wie man das Programmkino gründet
Werner Grassmann, der, wie diese Woche bekannt wurde, am 14. August gestorbene Filmproduzent und Gründer des Hamburger Abaton-Kinos – und damit des ersten deutschen Programmkinos überhaupt – erzählte in der taz mal, wie er und seine Mitstreiter 1970 auf diesen ausgefallenen Namen gekommen sind.
Grassmann: „Den haben wir uns ausgedacht. Wir hatten kein Geld und wollten, weil wir ja gegen das System waren, auch gar keine Anzeigen schalten. Da haben wir uns gesagt: Dann müssen wir aber in den Kinoprogrammen wenigstens immer an erster Stelle stehen. Deswegen das A als erster Buchstabe. Zwei A geht nicht, dafür brauchten wir dann aber gleich ein B und danach sofort wieder ein A. Daher kommt die Silbe Aba. Dann muss der Name phonetisch gut ausklingen, schließlich waren wir bei Abalon, aber da sagte jemand, das sei ein chinesisches Gemüse, also haben wir eben Abaton genommen. Eigentlich bezeichnet dieses Wort den heiligsten Bezirk eines Tempels, in den nur Eingeweihte gehen. Das fanden wir damals ganz komisch, und wir haben uns gefragt, ob das wohl ein Journalist merkt. Es hat aber kein Mensch gemerkt.“
Findig muss man sein, wenn man etwas gründet! Und an erster Stelle stehen – so wichtig! Das tut das Hamburger Abaton in der Hansestadt bis heute – auch ein Verdienst von Werner Grassmann, der eigentlich zunächst politische Filme zeigen wollte, dann allmählich aber auch intelligente oder subversive oder auch nur fröhliche Unterhaltung ins Programm aufgenommen hat (sowie den Verkauf von Pizzas als Nebenverdienst) und vor allem die Idee miterfunden hat, zu den verschiedenen Tageszeiten verschiedene Filme laufen zu lassen, die sogenannten Programmschienen, Programmkino halt. Werner Grassmann, ein stets freundlich zugewandter und zugleich oft auch leicht ironischer Mann, wurde 96 Jahre alt. drk
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