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Wenn Nosferatu durch die Altstadt zieht

Schauen Sie mal“, sagt mir der Kellner des ukrainischen Restaurants am Springbrunnen in Wismar, wo ich kurz vor 21 Uhr noch etwas zu essen bekomme. Mit einem Stift zeigt er auf die andere Straßenseite. Hinter einer Ecke, gegenüber dem Café Alte Löwenapotheke, hockt ein Mann in einem gotischen Kostüm und schneidet Grimassen. Er versteckt sich vor einer Gruppe Zuschauer:innen, die wenige Meter von ihm entfernt eine circa fünf Meter große Figur umkreisen. Die Arme einer „Nosferatu“-Puppe werden durch Bambusstäbe bewegt, sie fängt an, die Geschichte Draculas zu erzählen …

Später wird das Publikum der Theatertour durch die Wismarer Altstadt geführt, die 1921 als Drehkulisse des Gruselklassikers „Nosferatu“ diente, erzählt mir der Kellner. „Und … jetzt!“, sagt er, und wie auf Kommando rennt der Mann, der sich versteckt hielt, aufs Publikum mit einem Schrei zu. Alle erschrecken und jubeln Van Helsing, dem Vampirjäger, zu. Und als es dunkler wird, zieht Nosferatu los durch die Nacht – und die Truppe folgt ihm. Der Kellner und ich gucken hinterher, wie sie durch die Fußgängerzone wandert und in einer kleinen Gasse verschwindet. Luciana Ferrando

Wismar

43.878 Ein­woh­ner:innen.

1921 drehte Friedrich Murnau in der Hansestadt Wismar den ersten Vampirfilm der Welt. Die Schauplätze von „Nosferatu – Symphonie des Grauens” können noch heute im Ori­gi­nal besichtigt werden.