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Baby-Taxi und Autorikscha: Eine Karriere in Afrika

Das Keke ist aus ganz Afrika nicht wegzudenken. Jetzt gibt es sogar E-Versionen des Dreirads

Aus Lagos Katrin Gänsler

Rikschas werden meist mit Indien in Verbindung gebracht. Die erste motorisierte Rikscha brachte allerdings das japanische Unternehmen Mazda 1931 unter dem Namen Mazda-Go auf den Markt. Seitdem sind sie vor allem in Asien und Afrika unter den verschiedensten Namen verbreitet: Baby-Taxi in Bangladesch, Bajaj in Tansania oder Tuk-tuk in Ägypten.

In Nigeria hat ihre Erfolgsgeschichte im Jahr 1996 begonnen. Der damalige Militärgouverneur von Lagos, Mohammed Buba Marwa, machte sich für die motorisierten Dreiräder als kommerzielle Fahrzeuge stark. In der Millionenstadt werden sie deshalb bis heute auch als Marwa bezeichnet. Gebräuchlicher ist allerdings der Name Keke. Auf Yoruba, der am meisten gesprochenen Sprache im Südwesten, heißt das „Fahrrad“. Der Zusatz Napep entstand nach der Rückkehr zum Mehrparteiensystem 1999. Der erste Präsident der vierten Republik, Olusegun Obasanjo, führte ein Programm zur Armutsbekämpfung ein, das Napep abgekürzt wurde. Teil der Strategie war es, aus Arbeitslosen Keke-Fahrer zu machen. Anlässlich seines 85. Geburtstags verschenkte der Altpräsident 2022 medienwirksam 85 Kekes.

Ab 2010 verdrängten die Kekes zunehmend Okadas. So heißen in Nigeria und anderen anglophonen Ländern Westafrikas die Moped­taxis. Die Begründung lautete, dass die Autorikschas in Städten wie Lagos wesentlich langsamer fahren und anders als Mopeds nicht ständig in Unfälle verwickelt sind. Im Nordosten Nigerias wurden Okadas vielerorts verbannt, weil sie mit Überfällen der Terrorgruppe Boko Haram sowie bewaffneten Banden in Verbindung gebracht wurden. Bis heute fahren Täter auf Mopeds für Überfälle in entlegene Dörfer. Anschließend können sie schnell und problemlos flüchten.

In Nordnigeria, aber vor allem im Bundesstaat Kano mit der gleichnamigen Provinzhauptstadt ist das Keke außerdem mit der Einführung der Scharia im Jahr 2000 verbunden. Dort überwacht eine eigene Polizei, die Hisbah, die Einhaltung der islamischen Gesetzgebung. Da die Hisbah Frauen die Nutzung von Okadas verbietet, weil sie damit bei Männern mitfahren würden, die nicht zur Familie gehören, wurden Kekes eingeführt. Zwischenzeitlich wurde sogar diskutiert, ihnen auch Fahrten im Keke zu untersagen, was sich aber nicht durchsetzen ließ. 2021 wurde stattdessen Amina Ibrahim landesweit als erste Keke-Fahrerin von Kano bekannt.

Während einerseits Autorikschas bejubelt und als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gesehen werden, sind sie andererseits Symbol für einen gescheiterten Personennahverkehr. Der Präsidentschaftskandidat des African Action Congress (AAC) und Aktivist Omoyele Sowore sagte vergangenes Jahr, Nigeria hätte längst innerstädtische Nahverkehrszüge sowie Intercityverbindungen einführen müssen, die mit sauberer Energie betrieben werden und für alle erschwinglich seien.

In den vergangenen Jahren sind die ersten elektrischen Kekes entstanden, die bisher jedoch noch Prototypen sind. Grund dafür ist auch die schlechte Stromversorgung. Selbst in Megastädten wie Lagos, Port Harcourt und Kano sind die Stromnetze veraltet. Unternehmen wie auch Privathaushalte greifen deshalb auf Dieselgeneratoren zurück.

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