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EU will Google spalten

Die Kommission knöpft sich erneut den US-Suchmaschinenriesen vor: Der Konzern missbrauche seine marktbeherrschende Stellung im Werbegeschäft

Europa geht gegen Google wegen möglicher Verstöße bei der Online-Werbung vor: Die EU-Kommission sei zu der vorläufigen Auffassung gekommen, dass der US-Konzern „mindestens seit 2014“ seine marktbeherrschende Stellung in diesem Bereich missbraucht hat, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Margarethe Vestager am Mittwoch. Deshalb müsse Google einen Teil seines Geschäfts mit Online-Werbung veräußern. Eine Selbstverpflichtung reiche voraussichtlich nicht aus. Google habe konkurrierende Anbieter gezielt benachteiligt, so der Vorwurf. „Natürlich weiß ich, dass dies eine starke Behauptung ist, aber sie spiegelt die Natur der Märkte und ihre Funktionsweise wider“, betonte Vestager. Es ist das erste Mal, dass die EU einem Tech-Konzern auferlegt, Teile seines Geschäfts abzuspalten.

Unter anderem dank seiner starken Position als Suchmaschinenbetreiber kann die Alphabet-Tochter Google weltweit 28 Prozent aller Einnahmen durch Internetanzeigen für sich verbuchen. 2022 summierten sich diese Erlöse auf 224,5 Milliarden Dollar.

Vestager äußerte sich in Brüssel „besorgt, dass Google den Wettbewerb in der Branche für Online-Werbung verzerrt haben könnte, der auch als Adtech bekannt ist“. Zu Adtech zählen Software-Lösungen, mit denen sich Marketing- und Werbekampagnen gestalten lassen.

Online-Werbung ist die wichtigste Einnahmequelle für Google, das unter anderem den gleichnamigen Suchdienst betreibt, außerdem die Videoplattform Youtube und das Handy-Betriebssystem Android. Der US-Konzern bietet unter anderem Google Ads zum Kauf von Werbung an sowie die Werbebörse AdX.

Google wies die Vorwürfe zurück: „Wir stimmen nicht mit den Ansichten der EU-Kommission überein und werden entsprechend reagieren“, erklärte der Konzern mit Sitz in Mountain View im US-Bundesstaat Kalifornien. Die EU-Untersuchung beziehe sich nur auf einen sehr kleinen Bereich der Online-Werbetechnologien und sei inhaltlich „nicht neu“. Damit droht erneut ein Rechtsstreit. Die EU-Kommission hat gegen Google seit 2017 bereits drei Geldbußen in Höhe von insgesamt acht Milliarden Euro verhängt. (rtr, afp, dpa)

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