: Der Boulevard macht Schulpolitik
Nach einem Bericht der „Bild“ schließt CDU-Bildungsministerium Prien waldorfnahe Dorfschule in Lübeck
Das Bildungsministerium in Kiel hat der „Freien Dorfschule Lübeck“ die Schulgenehmigung entzogen. Seit Beginn des Schuljahres 2022/23 hätten sich Hinweise auf Defizite im Betrieb der Privatschule gehäuft, teilte das Bildungsministerium am Montag mit. Die Schulaufsicht habe dann bei Überprüfungen festgestellt, dass weniger als die Hälfte der 55 Schüler:innen tatsächlich beschult worden seien. Auch seien weniger Lehrkräfte im Dienst gewesen als von der Schule angegeben. Die Schule will gerichtlich gegen die Schließung vorgehen. Zuvor hatte die „Bild“ berichtet.
„Hier drängt sich der Verdacht auf, dass Eltern ihre Kinder an dieser Schule angemeldet haben, um die Schulpflicht zu umgehen“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Die Ersatzschule stehe in ihren Lehrzielen, Einrichtung und in der Ausbildung ihrer Lehrkräfte hinter den öffentlichen Schulen zurück und erfülle dauerhaft nicht mehr die Voraussetzungen, um gemäß den gesetzlichen Grundlagen in Schleswig-Holstein Kinder zu unterrichten, so die Ministerin.
Die Schule, die 2015 mit einem waldorfnahen Dorfschulkonzept gegründet worden war, reagiert auf ihrer Internetseite auf die Entscheidung: „Die Schließung soll jetzt mitten in der heißen Prüfungsphase mit einer Frist von einer Woche umgesetzt werden. Pädagogisch ist das unverantwortlich“, heißt es.
Schon die Besuche der Behörde seien „von wenig pädagogischem Feingefühl“ gewesen. Bereits im März 2023 seien der Schule die Zuschüsse vom Land gestrichen worden. „Wir sind deswegen bereits gerichtlich in einem Eilverfahren“, heißt es. Seit der Streichung der Gelder halte sich die Schule durch Vorauszahlungen von Schulgeld, Verzicht auf Lohn und Spenden über Wasser. (dpa)
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