das wetter: Außerirdische Fans
Guillermo Vilas gilt als schönster Tennisspieler aller Zeiten. Der Argentinier war einst von solch vollendeter Schönheit, dass er sogar eine große Fangemeinde auf dem drei Millionen Lichtjahre entfernten Planeten Brodo Asogi hatte. Zum jährlichen Turnier in Wimbledon reisten die intergalaktischen Bros jeden Sommer an. Aber 1986, mitten in der Partie gegen Pat Cash, legte Vilas seinen Schläger beiseite und rezitierte laut ein Gedicht. Er war nämlich auch Dichter. Als aber die Außerirdischen das zarte Poem vernahmen, gerieten sie in maßlose Wut. Denn Lyrik ist auf Brodo Asogi das, was auf Erden üble Nachrede ist. Die Weltraum-Hooligans zerlegten den Centre Court des All England Lawn Tennis and Croquet Clubs, der fortan allen Aliens den Eintritt verwehrte. Guillermo Vilas aber dichtete unbeirrt weiter, Wimbledon jedoch gewann er nie.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
