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Spanien beantragt EU-Nothilfen

Die Dürre schlaucht das westeuropäische Land: Land­wir­t:in­nen fürchten um ihre Existenz. Auch andere Staaten kämpfen mit Trockenheit

Wer dieser Tage in Barcelona bei Temperaturen von bereits deutlich über 20 Grad an den Strand geht, muss sich aufs Schlangestehen gefasst machen. Die Hauptstadt Kataloniens hält nämlich pro Strand nur eine einzige Dusche in Betrieb. Der Grund: eine extreme, seit vielen Monaten anhaltende Dürre, die inzwischen sogar zu Einschränkungen des Wasserverbrauchs in über 200 Gemeinden der Region im Nordosten Spaniens geführt hat. Ähnliche Probleme gibt es in Andalusien. Kurz vor Beginn der Sommersaison macht sich aber nicht nur der Tourismus Sorgen. Die Dürre betrifft schließlich auch andere Branchen. Zuallererst die Landwirtschaft.

Spaniens Regierung hat am Dienstag wegen der extremen Dürre in seinen landwirtschaftlichen Regionen sogar um Notfallhilfen der EU gebeten. Landwirtschaftsminister Luis Planas sagte, er habe dem EU-Kommissar für Landwirtschaft, Janusz Wojciechowski, geschrieben und Hilfe für 890.000 Ar­bei­te­r:in­nen von Bauernhöfen in Spanien beantragt.

„Es gibt Dürre, es gibt hohe Temperaturen, aber sie sind im Fall der Iberischen Halbinsel deutlich ausgeprägter“, teilte Planas mit. Es sei „äußerst wichtig“, dass die Finanzhilfe freigegeben werde. Planas bat auch um mehr „Flexibilität“ in der Agrarpolitik der EU. Die Regierung gab zudem Steuerkürzungen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro für betroffene Bauern bekannt.

Spanien hatte im vergangenen Jahr bereits 64,5 Millionen Euro von der EU bekommen, um höhere Kosten aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine zu decken. Eine seit fünf Jahren in Folge andauernde Dürre hat die wirtschaftliche Lage in einigen Regionen verschärft.

Nach ­Ministeriumsangaben gelten aktuell für 27 Prozent des spanischen ­Territoriums ein Dürre-­„Not­stand“ oder eine Dürre-„War­nung“. In der für die spanische Landwirtschaft wichtigsten Region Andalusien ist die Lage besonders schlimm. Das Becken des Flusses Guadal­quivir ist nur zu knapp einem Viertel gefüllt. In Andalusien wurden die freigegebenen Wassermengen für Bauern zur Bewässerung ihrer Flächen um bis zu 90 Prozent gekürzt.

Die Wissenschaft schlägt inzwischen Alarm. „Wegen des Klimawandels müssen wir damit rechnen, dass die Dürren in den nächsten Jahrzehnten noch häufiger, intensiver und länger anhaltend sein werden“, warnt Javier Martín Vide, Professor für Physische Geografie an der Universität Barcelona. Auch kurzfristig sei die Lage nicht rosig. „Ein Ende dieser Dürre ist nicht in Sicht.“

Auch andere europäische Länder kämpfen gerade mit Dürren. In Italien macht man sich vor allem im Norden Sorgen. Insbesondere der Gardasee sowie Italiens größter Fluss Po leiden unter extrem niedrigen Wasserständen.

Auch im Süden Frankreichs ist die Wassernot groß. Die Behörden haben den Wasserverbrauch eingeschränkt. Der erste große Waldbrand des Jahres hat Mitte April mehr als 900 Hektar Land zerstört. Das Feuer war zwischen Cerbère und Banyuls-sur-Mer am Mittelmeer ausgebrochen. Banyuls-sur-Mer ist der Endpunkt des legendären Fernwanderwegs GR10, der die Pyrenäen vom Atlantik bis zum Mittelmeer durchquert. (dpa, taz)

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