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Wenn Heiratsplänebeim Bäcker enden

Oft bedaure ich, dass ich keine Zeitmaschine zur Hand habe. Natürlich für die großen Dinge: Ich würde zurückreisen zu der ersten Menschenhorde, die auf die blöde Idee kam, sich niederzulassen und uns damit das ganze heutige Elend von Massentierhaltung bis Staus eingebrockt hat. Zu gern würde ich denen klarmachen, dass Nomadentum ökologisch wie individuell das weit bessere Lebensmodell ist.

Aber auch für Kleinigkeiten wäre es hübsch, die Zeit zurückdrehen zu können. So hätte mich interessiert, was dem Ausruf einer Bäckereifachverkäuferin in einem Geschäft in der Stralsunder Innenstadt vorangegangen war. Der Ausruf lautete so: „Heiraten? Wie lange seid ihr zusammen, drei Jahre? Und wenn ihr euch in drei Jahren wieder scheiden lasst, was das dann kostet!“

Stralsund

60.000 Ein­woh­ner:in­nen,

standesamtlich heiraten können Paare nicht nur im Rathaus, sondern auch auf dem Segelschiff „Gorch Fock 1“ und der Windmühle im Zoo.

Adressat des Ausrufs war ein junges Paar, das kleinlaut auf die Frau – dem Alter nach eine Verwandte der beiden – schaute. Offenbar hatten sie mit einer anderen Reaktion gerechnet, zum Beispiel: „Heiraten, toll, herzlichen Glückwunsch!“ Und wieder vermisste ich die Zeitmaschine: Ich hätte gern in drei Jahren erneut nach den dreien geschaut. Esther Geißlinger

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