Lustiges mit Leichen

SCHMÄH Wenn Wiener Pathologen granteln, sind sie „Aufschneider“ (Arte, ab 20.15 Uhr)

Es gibt drei große Mediziner-Lügen: 1. „Es tut nicht weh“. 2. „Das habe ich schon ganz oft gemacht.“ Und 3. „Ich komme später wieder.“ In den meisten Krankenhausserien kommen diese Flunkereien nicht vor, weil die Figuren heroisch um Menschenleben kämpfen. Anders im Zweiteiler „Aufschneider“ (Österreich, 2010) von Kabarettist Josef Hader und Autor David Schalko. Hier lügen alle dauernd, und wer nicht lügt, der liegt flach und wartet auf seine Behandlung. Von all diesen leidenden Menschen in ihren unbequemen Betten hat der junge Arzt Winkler (Manuel Ruby) die Nase voll und landet folglich in der Pathologie einer Wiener Klinik.

„Ich hasse die Patienten“, gesteht er Prof. Dr. Fuhrmann (Josef Hader), dem Chef dieser Abteilung. Das erklärt, warum er im einzigen Bereich arbeiten möchte, in dem die Patienten tot sind. Der grantelige Fuhrmann hasst den Klinikdirektor (Simon Schwarz), vor allem aber Böck, den Chefarzt der Chirurgie (Oliver Baier). So viel kann man von dem zweiteiligen Film verstehen, ohne dass man des österreichischen Akzents mächtig ist. Danach wird es kompliziert: Fuhrmanns Tochter, 18 Jahre, will bei ihm einziehen, verliebt sich jedoch in Winkler. In dessen WG-Zimmer ist sie besser aufgehoben als in der Bruchbude ihres Vaters, der Karriere von Winkler hilft das nicht. Die Gehilfen der Pathologie treffen auf eine durchtriebene Bestattungsunternehmerin aus Deutschland (gut verständlich: Meret Becker). Hin und wieder sprenkelt ein indischer Taxifahrer Weisheiten ein. Hader und Schalko haben eine abstruse Geschichte in einem ranzigen Gebäude gestrickt, die Wien als unlieblichsten Ort überhaupt erscheinen lässt. Wer dort lebt, muss Macken haben. Den Zuschauer freut es, weil es lustig ist. Und ein wenig erinnern einen die Personen trotz oder wegen ihrer Überzeichnung an Ärzte, die man mal kannte. Ungelogen. NATALIE TENBERG