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Nordischer Austritt

Journalistengewerkschaften aus Dänemark, Norwegen, Finnland und Island ziehen sich aus der Internationalen Journalistenvereinigung IFJ zurück. Es handele sich um eine Reaktion auf mehrere besorgniserregende Beschlüsse der IFJ-Führung, teilte der dänische Verband DJ mit. Der Dachverband habe unter anderem akzeptiert, dass sich die russische Gewerkschaft in mehreren Gebieten in der Ukraine niedergelassen habe, so wie es zuvor bereits in ähnlicher Weise im zu Georgien gehörenden Abchasien geschehen sei, schrieb die norwegische Gewerkschaft NJ. „Wir können nicht Teil einer solchen Organisation sein“, erklärte NJ-Leiter Dag Idar Tryggestad. Die Präsidentin der finnischen Vereinigung UJF, Hanne Aho, monierte neben der Art und Weise der Organisation von IFJ-Kongressen und -Wahlen auch mangelnde Transparenz bei der Entscheidungsfindung. „Wir hoffen, dass unser Rückzug andere IFJ-Mitgliedsgewerkschaften ermutigt, Veränderungen einzufordern“, erklärte sie. Den Angaben zufolge haben die Vereinigungen seit Jahren auf Veränderungen bei der IFJ gepocht. Der Deutsche Journalistenverband DJV ist noch Mitglied bei der IFJ und will sich nun mit den Vorwürfen befassen, hat aber noch keine Konsequenzen gezogen. (dpa)

Funkelnder Rückzug

Die Verlegerin Julia Becker hat in einem Beitrag für die Süddeutsche Zeitung bekräftigt, dass der Austritt der Funke Mediengruppe aus dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger von Dauer sei. „Wir haben 2022 den Versuch des kollektiven Beschweigens eines brutalen Machtmissbrauchs gegenüber Frauen in der Medienbranche erlebt. Es war unerträglich, weil es die Leiden der betroffenen Frauen noch vergrößert, das geschehene Unrecht verstärkt und auch, weil es unsere Branche beschmutzt“, heißt es dort. „Die Herren an der Spitze unseres Zeitungsverlegerverbandes wollten sich nicht so gerne in ihrer routinierten Tagesordnung stören lassen und schwiegen“, so Becker. Klar sei, dass der Verband dringend einer Erneuerung bedürfe, aber nicht nur der: „Wir haben wahnsinnig viel zu tun. In der Medienbranche, und in unserer gesamten Gesellschaft“. „Wir hätten uns ein paar mehr Stimmen von Branchenvertreterinnen und -vertretern gewünscht, die das Bedürfnis haben, den Machtmissbrauch und seine Hintergründe zu benennen und – soweit das überhaupt geht – wiedergutzumachen“, so die Funke-Chefin. Stattdessen habe „ein unerträglich lautes Schweigen“ geherrscht. „Wir haben bei Funke die Konsequenzen gezogen und sind ausgetreten.“(taz)