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Russland verdient gut mit Öl und Gas

Trotz Sanktionen des Westens erlöst Kreml 32 Milliarden Euro mehr

Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Gas und Öl sind nach Regierungsangaben trotz westlicher Sanktionen im vergangenen Jahr um knapp ein Drittel gestiegen. Die entsprechenden Haushaltseinnahmen seien 2022 um 28 Prozent beziehungsweise um 2,5 Billionen Rubel (Ende 2022 etwa 31,6 Milliarden Euro) im Vergleich zum Vorjahr gewachsen, sagte Russlands Vize-Regierungschef Alexander Nowak am Montag der Agentur Interfax zufolge.

Im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wird bereits seit Monaten kein Gas mehr durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Europa gepumpt, die Leitung Nord Stream 2 wurde nie in Betrieb genommen. Vor diesem Hintergrund sei zwar der Export von herkömmlichem Erdgas gesunken, sagte Nowak. Dafür sei aber der Export von Flüssigerdgas um 8 Prozent auf 46 Milliarden Kubikmeter gestiegen. Die Ausfuhr von Erdöl habe um 7 Prozent zugenommen. Außerdem sind die Energiepreise durch den Krieg enorm gestiegen.

Der von der EU Anfang Dezember eingeführte Ölpreisdeckel dürfte seine Auswirkungen allerdings erst in diesem Jahr richtig zeigen. Die Regelung soll Russland dazu zwingen, Erdöl für höchstens 60 Dollar pro Barrel (159 Liter) an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen.

Das russische Finanzministerium hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass es schon im Januar mit verlorenen Öl- und Gaseinnahmen in Höhe von 54,5 Milliarden Rubel (737 Millionen Euro) rechne. Kreml-Chef Wladimir Putin wiederum hatte per Dekret den Verkauf von Öl an Länder verboten, die einen Preisdeckel für den Rohstoff beschlossen haben. Das Verbot tritt am 1. Februar in Kraft.

Laut einer Studie soll die Preisobergrenze für Öl und das EU-Embargo Russland pro Tag geschätzte 160 Millionen Euro kosten. Die finnische Forschungseinrichtung Centre for Research on Energy and Clean Air (Crea) in Helsinki hatte in der vergangenen Woche errechnet, inwieweit die Sanktionen die russischen Einnahmen aus fossilen Brennstoffen drücken. Allerdings sei der Preisdeckel von 60 Dollar pro Barrel immer noch zu hoch, so Crea.

Das Institut untersuchte die Auswirkungen der Sanktionen ab dem 5. Dezember. Russland nehme noch 640 Millionen Euro pro Tag aus dem Verkauf von fossilen Brennstoffen ein, erklärten die Experten. Von März bis Mai 2022, kurz nach dem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar, waren es noch eine Milliarde Euro täglich. Russland würde den Angaben zufolge ab dem 5. Februar weitere 120 Millionen Euro pro Tag verlieren, wenn die EU die Einfuhr von raffinierten Ölprodukten wie Dieselkraftstoff verbietet. Damit würden die Einnahmen Moskaus auf 520 Millionen Euro pro Tag sinken.

Die Obergrenze wird durchgesetzt, indem Versicherer, die zumeist im Westen ansässig sind, daran gehindert werden, Öllieferungen abzuwickeln, deren Preis über der Obergrenze liegt. Das EU-Ölembargo blockiert gleichzeitig den größten Teil russischen Öls, das per ­Tanker geliefert wird. (dpa, ap)

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