Inflationsrate in Deutschland: Preisanstieg verlangsamt sich
Die Inflationsrate in Deutschland ist im Dezember deutlich zurückgegangen. Die Verbraucherpreise legten zum Vorjahresmonat um 8,6 Prozent zu.
2022 sind die deutschen Verbraucherpreise wegen teurer Energie und Nahrungsmittel so stark gestiegen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Sie erhöhten sich um durchschnittlich 7,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. 2021 hatte die Inflation noch bei 3,1 Prozent gelegen. Für das laufende Jahr sagen die meisten Experten eine leichte Entspannung voraus. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) etwa rechnet mit einem Rückgang auf 5,4 Prozent.
Hoffnung auf ein Abflauen der starken Teuerung macht der unerwartet starke Rückgang der Inflation am Jahresende: Niedrigere Energiepreise und die staatliche Abschlagszahlung für Erdgas ließen die Verbraucherpreise im Dezember nur noch um 8,6 im Vergleich zum Vorjahresmonat steigen. Besonders stark verteuerte sich im Dezember erneut Energie als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine.
Sie kostete durchschnittlich 24,4 Prozent mehr als im November 2021, nachdem es im November sogar plus 38,7 Prozent waren. Öl und in der Folge auch Benzin, Diesel und Heizöl kosteten zuletzt an den Weltmärkten deutlich weniger. Die Einmalzahlung zur Entlastung der privaten Haushalte für Erdgas und Fernwärme hatte dagegen nur einen leicht dämpfenden Effekt, da nicht alle von der Maßnahme profitieren. Nahrungsmittel verteuerten sich diesmal um 20,7 Prozent, Dienstleistungen um 3,9 Prozent.
Trotzdem kein Durchatmen
Entwarnung geben Experten aber trotz der zuletzt nachlassenden Teuerung noch nicht. „Das Schlimmste bei der Inflation haben wir wohl überstanden“, kommentierte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, die Entwicklung. „Aber so richtig durchatmen können wir noch nicht.“
So habe sich im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen die sogenannte Kerninflation – bei der die Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden – sogar beschleunigt, von 4,6 auf 4,9 Prozent. Das belege, dass mehr Unternehmen außerhalb des Energiesektors ihre hohen Strom-, Heiz- und Spritkosten auf die Verbraucher überwälzten.
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