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Eine Stella der Wahrheit

Adriano „Azzurro“ C. zum verdienten Wiegenfest

Vielleicht lebt er noch, weil er nie Ski fuhr. Vielleicht lebt er noch, weil die göttliche Mina, mit der er zahlreiche Gesangsproben auf Platte pressen ließ, ebenfalls noch lebt, zwar nur irgendwo in der Schweiz, aber immerhin. Oder er lebt noch, weil er ein Meister der Parallelkarrieren war, Gesang hier, Schauspiel da, Fernsehmoderationen obendrauf. Adriano Celentano war und hoffentlich ist dabei immer lässig, obercool und ein Bild von Mann, auch wenn ihn so manche Frau – vermutlich zu Recht – als hässlich empfand. Er schaffte es, mit Krähen so zu sprechen, dass sie die Tiefe ihrer Existenz verstanden, und als Busfahrer und Mensch Ornella Muti einzuhegen.

16 Nummer-eins-Hits in Italien hatte er, in Österreich immerhin drei, in Deutschland keinen einzigen. Kann man mal wieder sehen, was für ein Land das hier ist. Nicht mal „Azzurro“! Nicht mal „Soli“ oder „Svalutation“ oder „Una festa sui prati“! Kann nicht sein. Dabei war und ist Adriano doch der Liebling aller Herzen, selbst unsere Großmütter fanden ihn herzig! Aber noch gibt es Gelegenheit, denn Filme macht er seit 1992 nicht mehr, Platten erst seit 2016. Äh, nicht mehr.

Eine „stella“, ein Stern, der Wahrheit ist er aber naturalmente wegen „Gib dem Affen Zucker“ und „Der gezähmte Widerspenstige“, die ein bisschen Italianità auch in die düstersten deutschen Wohnzimmerstuben der achtziger Jahre (Winterversion) bringen konnten. Unvergesslich die Szene, wo er vom Zehner vor- und rückwärts springt oder die, wo er das Bett mit der Muti quer durch das Dorf schiebt, oder die, wo er … oder die, wo er … Sie wissen schon.

Ein recht liebenswerter Armleuchter, das ist er schon immer gewesen! Und heute, am Dreikönigstag, wird er 85 Jahre alt. Möge er, der König der italienischen Lustspielkunst, noch ewig leben. Und Mina auch. Und Ornella sowieso. Wer zum cazzo ist da schon Eros Ramazzotti?

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