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Wenn man in einer skurrilen Kiezkneipe die Zeit vergisst

Leipzig-­Connewitz

19.254 Ein­woh­ner*innen

Wie andere alternative Orte ist die Kneipe Die Vergebung von Miet­erhöhung bedroht. Stamm­­be­sucher*innen initiierten zur Rettung eine Crowd­funding­kampagne.

Die Gipsmadonna, die über der Kloschüssel wacht, hat die Augen mit einem Halstuch verbunden. Es gibt kein Toilettenschild und den Weg dahin findet man an Kanzel, Kreuzen und Taufbecken vorbei. Urnen, Grabsteine und Altäre gibt es in der mit Kerzen beleuchteten Kiezkneipe ebenso. Eingehüllt in seine Kapuze wie ein Mönch, schlurft der Wirt langsam von Tisch zu Tisch und bedient alle Gäste selbst – das Lokal in der Bornaischen Straße in Leipzig-Connewitz ist voll und niemand scheint es eilig zu haben. Es wird Karten gespielt, Gemüsesuppe gegessen, wild geraucht und getrunken.

Wir wärmen uns erst mal nach einem Rad­ausflug im Wald mit Glühwein auf. Es ist fünf Uhr am Nachmittag und wir wollen noch nach Hause gehen, gemütlich kochen und uns einen Film ansehen. Doch dann nehmen wir einen weiteren Glühwein, später Bier und Snacks als Abendessen. Die Zeit vergeht und es ist Mitternacht, als der Wirt uns die Rechnung und Fläschchen bringt, auf denen „Knutschen“ in knalligen Farben steht. Der Schnaps schmeckt nach Lipgloss, aber er kommt uns irgendwie heilig vor. Wir trinken ihn auf ex und bestellen noch eine Runde davon. Luciana Ferrando

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