piwik no script img

Tote nach Terroranschlag in Istanbul

Bei einer Explosion am Sonntag auf der Istanbuler Einkaufsmeile starben mindestens sechs Menschen

Aus Istanbul Jürgen Gottschlich

Mitten im Zentrum von Istanbul auf der beliebten Flaniermeile İstiklal Caddesi hat sich am Sonntagnachmittag eine/ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und mehrere Menschen getötet. Der Tathergang ist bei ­Redaktionsschluss allerdings noch nicht ­verifiziert. Es wird damit spekuliert, dass eventuell eine Bombe in einer Tasche abgestellt wurde.

Bei einer Pressekonferenz in Ankara, kurz vor dem Abflug Richtung Bali (Indonesien), nannte der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdoğan, die Explosion einen „hinterhältigen Anschlag“. Erdoğan wird ab Dienstag am G20-Gipfel teilnehmen.

In Videos auf Twitter ist zu sehen, wie eine Explosion die Gegend erschüttert. Auf Aufnahmen in Onlinenetzwerken ist ein mächtiger Knall zu hören, gefolgt von Flammen – man sieht auch Tote und Verletzte. Der Gouverneur von Istanbul, Ali Yerlikaya, bestätigte gegenüber Agenturen am Sonntag, dass mehrere Menschen bei der Bombenexplosion umgekommen seien. Nach Agenturmeldungen wurden 6 Menschen getötet und 38 verletzt.

Einige Anwohner sprachen am Sonntag auch von einer zweiten Explosion in der Nähe des ersten Tatorts. Bei Redaktionsschluss war über den oder die Täter nichts bekannt. Der Anschlag löste in Istanbul allerdings einen Schock aus und weckt böse Erinnerungen.

Zuletzt war die Stadt und die gesamte Türkei im Jahr 2015 von Terroranschlägen erschüttert worden. Danach kamen der Putschversuch im Sommer 2016 und zuletzt ein islamistischer Terroranschlag zu Silvester 2016/17 auf einen Nachtclub am Bosporus.

Der Anschlag am Sonntag auf der İstiklal Caddesi trifft Istanbul auf einem Touristenhotspot. Die Einkaufs- und Kulturmeile ist vor allem sonntags voller Menschen. Erst 2022 hat Istanbul nach den Krisen der letzten Jahre wieder ein Jahr voller Besucher erlebt.

Viele Menschen befürchten nun, der Anschlag könnte der Auftakt zu einer neuen Terrorwelle im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im kommenden Frühjahr sein.

Mit dem Ende der parlamentarischen Sommerpause hat in der Türkei der Wahlkampf für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen begonnen. Diese haben eine strategische Bedeutung, die weit über die kommende Legislaturperiode hinausgeht. Gewinnt Erdoğan nach 20 Jahren an der Macht noch einmal die Wahlen, dürfte die letzte Gelegenheit, seine islamisch untermauerte Autokratie an der Wahlurne zu beenden, vorbei sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen