: Zerberus beim FC Hades
Franz Beckenbauer kontert geschickt Tod aus
Auf seine alten Tage entdeckt Franz Beckenbauer das moderne Umschaltspiel. Nicht im Fußball, aber in seinem persönlichen Leben. Sein Gegner: der Tod. Sein Mittel: ein überraschender Konter.
Ein halbes Leben lang hat Beckenbauer versucht, den Sensenmann auszutricksen, indem er ihn mit einem Doppelpass umspielte. In den neunziger Jahren erzählte er in Interviews gern, dass er „als Pflanze wiedergeboren“ werden möchte, am besten „als Baum“. Wäre der Todesfall seinerzeit eingetreten, wäre der Menschheit viel Gelaber des Liberos erspart geblieben. Noch können Bäume nicht sprechen.
Das muss auch Beckenbauer im Jahr 2005 aufgefallen sein, als er in einem Bunte-Interview erklärte, er habe vor, als Frau wiedergeboren zu werden: „Wenn ich in stofflicher Form wieder auf die Welt käme, wäre es keine schlechte Idee als Frau.“ Als Frau? Wo er doch den Frauenfußball verachtet und 2015 altväterlich urteilte: „Die Frauen sind hübscher und beweglicher geworden, das sieht sehr gut aus.“
Gut zwei Jahrzehnte später ist die Lichtgestalt immer noch in stofflicher Form vorhanden – als Mann, als Labertasche. Aber er ist dabei, umzudenken und den Tod mit einem überraschenden Steilpass ins Leere laufen zu lassen. In der aktuellen Ausgabe seines persönlichen Beichtmagazins Bunte spricht Beckenbauer wieder einmal über den Tod. Doch diesmal nix Pflanze, nix Baum, nix Frau.
Zur Verblüffung aller Beckenbauerbeobachter möchte er dringend weiterleben. Er bekomme derzeit besonders viel Autogrammpost, die er auch gern beantworte, sagte der 77-Jährige. „Die Leute denken wohl, der lebt nimmer lang, aber ich versuche, euch noch eine Weile erhalten zu bleiben.“ Nur eine Weile? Keine Ewigkeit mehr wie früher? Als die Bäume noch in den Himmel wuchsen? Da könnte Langeweile aufkommen.
Wie wäre es denn, Franz Beckenbauer wechselte, selbstverständlich ohne Ablösesumme, das Team? Und läuft fürs Schattenreich auf? Nein, nicht für Borussia Dortmund. Er könnte in der Unterwelt die Stelle von Zerberus, dem Höllenhund, einnehmen. Ein Abwehrposten, der ihm hundertprozentig liegt. Dann würde er beim FC Hades noch mal ganz groß rauskommen. Als Münchner Terrier in der Hölle.
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