: Römerschatz unter der Grasnarbe
Fast 2.000 Jahre lag ein Hort mit Silbermünzen in Ostfriesland. Er wurde gefunden und wieder vergessen
Fast 2.000 Jahre lang schlummerte auf einem Acker in Ostfriesland bei Filsum ein römischer Münzschatz. Gefunden wurde er durch Zufall, akribische Arbeit und den Enthusiasmus von ehrenamtlichen Sondengängern. Am Dienstag präsentierte der Leiter des Archäologischen Dienstes der Ostfriesischen Landschaft, Jan Kegler, zusammen mit seinen Helfern insgesamt 96 silbern schimmernde Denare und Münzfragmente aus dem 1. und 2. Jahrhundert nach Christus. „Ein sehr bedeutsamer Schatz“, betont Kegler. Denn römische Soldaten sind nie so weit in den Norden gelangt. Darum sind solche Funde extrem selten.
Die Forscher waren dem Schatz auf die Spur gekommen, weil einem Schäfer vor mehr als 150 Jahren langweilig war. Um sich die Zeit zu vertreiben, stocherte der im Boden herum und fand einige dunkle, schwere Gefäße. Weil er damit nichts anzufangen wusste, warf er sie in einen Moortümpel und erfreute sich an den aufsteigenden Blasen der Faulgase. Doch ein Gefäß zerbrach, und es fielen Münzen heraus, so berichten es die Akten der Wissenschaftler. Die Münzen „versilbert“ der Schäfer an Privatpersonen. Heute sind noch 27 dieser Geldstücke bekannt. Doch der Fundort selbst geriet in Vergessenheit, berichtet Kegler.
Erst vor wenigen Jahren entdeckte dann ein Kollege von Kegler in einem Magazin in Stade drei Münzen mit der Fundbezeichnung Filsum. Kegler fasste den Entschluss, ein Gebiet von sieben Hektar des vermuteten Fundorts von ehrenamtlichen Sondengängern absuchen zu lassen. Und tatsächlich wurden die sechs Männer eines Tages, knapp unter der Grasnarbe fündig –schnell waren ein gutes Dutzend Münzen gefunden.
Das Suchgebiet wurde auf 2.000 Quadratmeter begrenzt und ein Bagger angefordert, der den Boden in dünnen Schichten über etliche Wochen abtrug. „Uns ist garantiert keine Münze entgangen“, sagt Kegler. Am Ende waren es die 96 Silberdenare, weit verteilt auf dem ganzen Acker.
Das Alter der Münzen lässt sich an den Porträts der Kaiser auf den Vorderseiten gut ablesen. Die älteste Münze zeigt den Kopf von Kaiser Nero aus der Zeit um 69 nach Christus. Die jüngste Münze trägt das Porträt des Kaiser Septimus Severus, dessen Regierungszeit um 211 endete. Vermutlich gelangten die Münzen nicht lange nach dessen Tod in das Erdreich.
Der Fund sei bedeutsam, weil er beweise, „dass auch die Germanen im heutigen Ostfriesland einen Austausch von Waren und Münzen mit den Römern hatten“, sagt Kegler. (epd)
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