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kommentarPrimat mit Pinsel

Eine Sternstunde der modernen Kunst: In London sind drei Bilder eines verstorbenen Malers für 20.000 Euro versteigert worden – der Meister war ein Affe namens Congo.

1957 kam der Verhaltensforscher Desmond Morris auf die Idee, seinen Schimpansen Congo zum Malen zu ermutigen. Dabei soll sich der Affe aufgeführt haben, wie man sich einen neurotischen Künstler so vorstellt: „Wenn man versuchte, ihn zu unterbrechen, bekam er einen Wutanfall“. Drei der Werke versteigerte das Auktionshaus Bonham’s am Montag für 20.000 Euro an einen US-Sammler, der „auch bis 70.000 mitgeboten“ hätte. Ein Bild der Brit-Art-Stars Jake und Dinos Chapman ging gerade mal für 2.500 Euro weg, ein Andy Warhol überhaupt nicht.

Viel frisches Wasser also auf die Mühlen der vielen Verächter moderner Kunst, die es ohnehin gerne mit Tom Wolfes legendärer Kampfschrift „Das gemalte Wort“ halten, wo Wolfe 1975 schreibt, zeitgenössische Kunst erschöpfe sich in der Illustration ihrer Analysen, die Auslegung dünkelhafter Klugschwätzer zähle mehr als das Werk selbst.

Wenn nun aber das abstrakte Werk wirklich nur mehr kümmerliches Zeichen dessen ist, was im Kopf des Künstler vor sich gegangen sein mag – dann sind die Affenbilder sensationelle Illustrationen der tierischen Seele und 20.000 Euro ein Spottpreis. FRA

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