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Ehemaliger Flughafen TempelhofEndlich klare Regeln

Ein Berliner Bündnis fordert am ehemaligen Flughafen Tempelhof die „Halle für alle“. Damit soll die intransparente Vergabe und Mauschelei enden.

Begehrt: Hangars auf dem ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof Foto: Frank Sorge/imago

Berlin taz | Wir wollen die künftige Entwicklung des Gebäudes thematisieren und in einem Praxislabor ausprobieren“, fasst Muriel Nestler zusammen. Die Bühnenbildnerin vertritt das Transformationsbündnis THF gegenüber dem Berliner Senat. Es besteht aus etwa 30 nachhaltigkeitsorientierten, künstlerischen und urbanistischen Initiativen und will zwei Hangars im kommenden Jahr als Experimentier- und Kunstort nutzen.

Schluss sein soll außerdem mit der politischen Kungelei in Hinterzimmern. Immerhin sah sich der Senat kurz vor der Sommerpause genötigt, zuzusagen, dass ab August 2023 „ein klar geregeltes, transparentes Vergabeverfahren“ für die Nutzung von Räumen im ehemaligen Tempelhofer Flughafen gelten soll.

Das Gegenteil war bisher der Fall. Die zuständige Tempelhof Projekt GmbH (TP) vermietet Hallen nicht nur an den Bundespresseball, Veranstalter von Elektroautorennen oder Bands wie Ärzte und Tote Hosen. Immer wieder hatten auch Berliner Po­li­ti­ke­r*in­nen nach Gutsherrenart entschieden, wer Räume und ganze Gebäudeteile zu welchen Bedingungen nutzen darf.

Den Anfang machte 2009 der damals regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Er schloss einen lange Zeit geheim gehaltenen Zehn-Jahres-Vertrag mit der Modemesse „Bread & Butter“ ab. Der blockierte nicht nur andere Entwicklungen im ehemaligen Flughafengebäude, sondern erwies sich auch als teures Zuschussgeschäft für die Landeskasse: Die Kosten für die Umbauten überstiegen die Mieteinnahmen deutlich.

Nicht nur die SPD mauschelt

Doch nicht allein die SPD mauschelt. Mindestens deutlich danach roch auch die im Sommer 2019 von Mica Moca inszenierte Veranstaltungsreihe „Tempelhofer Wald“. Dafür ließ die von den Linken geführte Senatsverwaltung für Kultur einige Hunderttausend Euro springen. Der Event brachte zwar viel Technik und Stühle in die Hangars, erwies sich aber als kaum besuchtes, von außen gelegtes Strohfeuer.

Das Fass zum Überlaufen brachte im Frühjahr der Umgang mit dem Bonner Kulturmanager Walter Smerling. Der hatte zwei Hangars zur Gratisnutzung vom früheren Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) angeboten bekommen und bezeichnete seine profitorientierte Ausstellung dreist als „Kunsthalle Berlin“. Sogar die Hälfte der Betriebskosten wurden ihm zunächst erlassen. Der Berliner Berufsverband Bildender Künstler (BBK) protestierte und forderte zusammen mit dem Transformationsbündnis THF, die beiden Hangars für ein alternatives Nutzungskonzept der stadtgesellschaftlichen Initiativen zu öffnen.

Ende Mai zog Smerlings Kunstausstellung zunächst aus. Dann aber machte die regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey Druck: Ihre Parteifreunde im TP-Aufsichtsrat stimmten dafür, Smerling die Räume bis zum August 2023 zu überlassen, wie es angeblich vertraglich vereinbart war. Die parteilose Aufsichtsrätin Adrienne Göhler trat daraufhin zurück – nicht ohne eine geharnischte Erklärung zu hinterlassen.

Kein schriftlicher Vertrag

Der Fehler der freihändigen Vergabe durch Regierungsmitglieder werde „in Vertragstreue umgerubelt, wo sie nur parteiliche Gesichtswahrung meint.“ Dem Vernehmen nach gibt es nicht einmal einen schriftlichen Vertrag, was erklären würde, weshalb Smerling offenbar auf Schadensersatz verzichtet.

Nun also möchte das Transformationsbündnis THF im kommenden Jahr für vier Monate die „Halle für alle“ einrichten – ein Gemeingut für kulturelle Teilhabe- und Bildungsmöglichkeiten. „Wir sind grad in der zweiten Verhandlungsrunde über die Finanzierung mit dem Kultursenat,“ berichtet BBK-Sprecherin Zoë Claire Miller. Nebenan soll die von Adrienne Göhler kuratierte Ausstellung „Zur Nachahmung empfohlen – Expeditionen in Ästhetik und Nachhaltigkeit“ gezeigt werden, die seit 13 Jahren um die Welt tourt. Auf jeder Station nimmt sie sechs lokale Künst­le­r*in­nen neu an Bord und bezieht auch Wis­sen­schaft­le­r*in­nen ein.

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