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Leinsamen, Blaubeeren, Grünkohl: auch super!

„Bleibe im Lande und nähre dich redlich“, schrieb Joseph von Eichendorff 1826 im „Taugenichts“ mit ironischem Unterton. Ökologisch gilt das heute erst recht

Ashwagandha, Moringa, Goji-Beeren, Chiasamen oder auch ganz einfach Avocado: Die Liste vielversprechender Nahrungs(ergänzungs)mittel aus aller Welt ist schillernd – ja, bisweilen exotisch. Und die Liste dieser marketingtechnisch als „Superfood“ bezeichneten Nahrungsmittel wird gefühlt immer länger. Manche dieser teuren, in vielen Fällen doch weitgereisten Nahrungsmittel sind inzwischen so populär geworden, dass sie in einem gut sortierten Sortiment eines Lebensmittelgeschäftes nicht mehr fehlen dürfen. Eine Vielfalt, die nach den Worten von Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), „zur DNA des Bio-Sektors gehört“.

Ohne jetzt die wohlschmeckenden Goji-Beeren oder die stressmindernde Schlafbeere schlecht machen zu wollen, ist jedoch kritisch zu hinterfragen, was denn eigentlich die besonders vorteilhaften Eigenschaften von sogenanntem „Superfood“ sind? Und tatsächlich, wer sich näher mit der Thematik beschäftigt, der erhält eher ernüchternde Antworten. Nicht deshalb, weil Chia & Co. nicht mit großartigen Nährstoffgehalten auftrumpfen würden – ganz im Gegenteil. Doch bei der Recherche stellt sich schnell heraus, dass Lebensmittel aus heimischer oder sagen wir „regionaler“ Produktion fast ebenso hohe Werte an guten, gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen zu bieten haben.

Okay, Leinsamen klingt zwar weniger exotisch, braucht dafür aber kaum den Vergleich mit vermeintlich erklärtem „Superfood“ zu scheuen – auch dann nicht, wenn es ebendiesen Marketing-Titel explizit nicht trägt. Ähnlich verhält es sich mit Blaubeeren, geerntet in Polen, in Niedersachsen oder in Franken, die wie ihre Superfood-Konkurrenz ebenso viele Antioxidantien in sich tragen, von denen Ernährungswissenschaftler seit Langem wissen, dass sie die körpereigene Immunität stärken helfen.

Allein schon deswegen ist der Verzehr von blauen Beeren, aber genauso von Rot- und Grünkohl oder Sanddorn und vielen anderen Früchten und Kulturpflanzen aus heimischen Regionen zu empfehlen. Aber nicht nur die individuelle Gesundheit gewinnt beim Griff zu Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten oder von – hoffentlich ökologisch bewirtschafteten – Feldern der Region, sondern entlastet eben auch den Geldbeutel und das Klima. „Denn kürzere Transportwege verbrauchen weniger Energie und schonen so die Umwelt“, schreiben die Autoren in einem aktuellen Flyer „Superfood – Super nah. Heimische Alternativen zu exotischem Superfood“, der von der Verbraucherzentrale Bremen herausgegeben worden ist. Dierk Jensen

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