piwik no script img

Werber für mehr Licht

Leuchtende Reklame ist nun seltener erlaubt, um Energie zu sparen. Viel zu selten, finden Lobbyisten – und fürchten um die Existenz der Branche

Die Deutsche Werbewirtschaft sieht wegen der neuen bundesweiten Energiesparvorgaben die Branche in Gefahr. Die beschlossenen Maßnahmen bedrohten die „Out of Home-Medien“ im Kern, erklärte Kai-Marcus Thäsler, Geschäftsführer des Fachverbands Außenwerbung (FAW). Unter Out of Home-Medien versteht man Außenwerbung wie etwa Plakate oder auch beleuchtete Werbetafeln im öffentlichen Raum.

Die seit Donnerstag geltende Verordnung sieht vor, dass leuchtende Werbung in der Zeit von 22.00 Uhr bis 16.00 Uhr ausgeschaltet werden muss – es sei denn, das Licht wird für die Abwehr von Gefahren oder die Verkehrssicherheit zum Beispiel an Bahnunterführungen benötigt.

Die Branche sei bereit, ihren Beitrag zu den notwendigen Energieeinsparungen zu leisten, hieß es vom Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW). Der Dachverband sieht aber einen Knackpunkt: Das Licht muss zu lange ausgeschaltet werden. Vor dem Kabinettsbeschluss habe sich der Verband mit einer Abschaltung von Leuchtreklame und Werbetafeln zwischen 22.00 Uhr am Abend und 6.00 Uhr am Morgen einverstanden erklärt, hieß es vom ZAW. Die Ausweitung bis in den Nachmittag sei für die Betroffenen vollkommen überraschend erfolgt.

Das Plus von zehn Stunden ist aus Verbandssicht ein „Sonderopfer“ mit nur geringem Einsparpotenzial. Der Dachverband kritisiert dabei besonders den Wegfall der morgendlichen werberelevanten Zeit zwischen 6.00 und 9.00 Uhr. Der Wirtschaftspsychologe Florian Becker sieht bei den Vorgaben auch Probleme für Unternehmen, die auf Laufkundschaft angewiesen seien. Es drohten Umsatzeinbußen, sagt er der Deutschen Presse-Agentur. „Leuchtreklame, die nicht leuchtet in der Nacht, fällt nicht auf“, sagte der Experte von der Technischen Hochschule Rosenheim. Es müsse überdacht werden, wo es sinnvoll sei, das Licht auszuschalten. Tankstellen fielen so nachts ohne Leuchtreklame gar nicht auf.

Die Bundesregierung will wegen der Abhängigkeit von russischem Gas mit den neuen Auflagen Energie einsparen. „Jede eingesparte Kilowattstunde hilft ein Stück weit aus der Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen heraus“, heißt es in der Verordnung. (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen