: Innenminister versteht Ärger von Werder-Fans
Das niedersächsische Innenministerium will die Polizeikontrollen vorm Bundesliga-Spiel zwischen Wolfsburg und Bremen konsequent aufarbeiten
Boris Pistorius, SPD-Innenminister in Niedersachsen
Der Ärger von Werder-Fans wegen Kontrollen vor dem Bundesliga-Spiel in Wolfsburg beschäftigt auch das niedersächsische Innenministerium. Entgegen den Aussagen von Vertretern des VfL Wolfsburg und von Werder Bremen ist das Aufeinandertreffen der beiden Klubs bereits in der Vergangenheit als Risikopartie angesehen worden, wie das Ministerium am Mittwoch auf dpa-Anfrage mitteilte. Innenminister Boris Pistorius (SPD) kündigte eine konsequente Aufarbeitung des Vorgehens der Wolfsburger Polizei gegen Bremer Fans an. „Es kristallisiert sich heraus, und das werden wir sorgfältig prüfen und entsprechend Schlüsse ziehen, dass man möglicherweise nicht alles so hätte machen müssen und vor allem hätte man es besser kommunizieren müssen, als es geschehen ist“, sagte er am Mittwoch.
Werder-Ultras waren am Samstag aus Protest nicht zu dem Spiel in Wolfsburg (2:2) gekommen (taz berichtete). Zuvor hatten sie Durchsuchungen und Personalienkontrollen der Polizei am Wolfsburger Hauptbahnhof als unverhältnismäßig empfunden. Die Aktion sollte „Auseinandersetzungen von Fangruppierungen“ verhindern, rechtfertigte die Behörde die Maßnahmen.
Eine Besonderheit bestand laut Pistorius darin, dass die ursprünglich geplante Anreise vieler Werder-Fans mit Bussen 24 Stunden vorher umgeworfen worden sei und die Deutsche Bahn doch Sonderzüge einsetzte. Das hätte den Ablauf für die Beamten kurzfristig verändert. „Das muss aufgearbeitet werden, und das werden wir sorgfältig tun, weil ich ein großes Interesse daran habe, Sicherheit in den Stadien zu gewährleisten“, versprach Pistorius. Derzeit werde ein Bericht im Landespolizeipräsidium ausgewertet.
Der Innenminister verteidigte die grundsätzliche Einschätzung der Polizei und verwies auf den Einsatz von Pyrotechnik durch Bremer Fans im DFB-Pokal eine Woche zuvor. Die Verantwortlichen beider Klubs kritisierten das Vorgehen der Polizei und konnten auch die Risiko-Einschätzung als „Rot-Spiel“ nicht nachvollziehen. Nach Angaben des Innenministerium werden die Einschätzungen untereinander frühzeitig seitens der Polizei und der Veranstalter kommuniziert. Die Einschätzung als „Rot-Spiel“ durch die Behörden sei dem VfL Wolfsburg laut Polizei am 11. Juli mitgeteilt worden.
Derzeit wird ein Bericht zu den Vorkommnissen angefertigt. Das Ministerium versprach, auch wegen des „großen Echos“ werde genau geprüft, inwieweit das Vorgehen demnächst „möglicherweise in vergleichbaren Situationen optimiert oder besser abgestimmt werden müsste“. In der kommenden Woche tauschen sich zudem niedersächsische Vereine – darunter der VfL Wolfsburg – und das Innenministerium bei einer regelmäßig stattfindenden Veranstaltung aus. (dpa)
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