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Kurz notiert

Göttingen diskutiert, Kassel ignoriert

In Göttingen wird diskutiert: Das Jazz-Festival will Antisemitismus gegenüber Künstlern thematisieren. Das Thema „Begegnungen“ steht im Zentrum des Festivals „Jazz ohne Gleichen“ am 10. und 11. September auf Schloss Rittmarshausen bei Göttingen. Ein Symposium ist jüdische Jazz-Komponisten gewidmet, die historisch unter antisemitischer Verfolgung zu leiden hatten. Im Anschluss ist eine Diskussion über gegenwärtige judenfeindliche und rassistische Anfeindungen gegenüber Künstlern geplant. Bei dem Festival treten prominente Musiker der Jazz-Szene auf, unter anderem wird aus den Niederlanden die Amsterdamer Sängerin Mirjam van Dam erwartet. Verschiedene Workshops zur Musik des Jazz richten sich an Kinder wie Erwachsene. Das Festival bei Göttingen findet bereits zum sechsten Mal statt.

In Kassel, auf der documenta fifteen, spielen die indonesischen Chefkuratoren Ruangrupa die antisemitischen Skandale hingegen weiter herunter. Die nach Taring Padi, Question of Funding und Co. jüngst zusätzlich in die Kritik geratenen Beiträge aus Algerien seien keineswegs antisemitisch. „Die Bilder in der Broschüre ‚Presence des Femmes‘ sind eindeutig nicht antisemitisch“, teilten Ruangrupa und das künstlerische Team in einer Stellungnahme Mitte dieser Woche mit. Die indonesischen Chefkuratoren sprechen von einer „Fehlinterpretation“ der Kritiker. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen hatte die 1988 in Algier erschienene und nun bei der Kassler Kunstschau ausgestellte Broschüre unlängst in den Fokus gerückt. Einzelne Darstellungen stuften sie als antisemitisch ein. Etwa die Karikaturen des syrischen Propaganda-Künstlers Burhan Karkoutly. Diese zeigen Soldaten mit Davidstern am Helm als Roboter mit entblößten Zähnen, die arabische Frauen und Kinder bedrohen. „Alle Karikaturen haben eine bestimmte Geschichte“, entgegnen nun Ruangrupa unbeeindruckt. Die Bilder würden lediglich die Propagandakunst der ­damaligen Zeit repräsentieren und den Standpunkt von Palästinenserinnen und Palästinensern gegenüber der israelischen Besatzung ausdrücken. „Auf keinem der ­Bilder“ würden „Menschen jüdischen Glaubens ­abstrakt dargestellt“. Und damit handle es sich um legitime Israelkritik.

Für das Wochenende 12.–14. August schickt man sich in Kassel derweil an, die DDR zu retten. Das Filmprogramm „GDR International“ im Gloria-Kino beruft sich auf „die internationalistische Agenda der DDR“. O-Ton-documenta: „Das Programm befasst sich mit der Frage, inwiefern die ostdeutsche Solidarität mit Unabhängigkeitsbewegungen im Globalen Süden – als Begleiterscheinung der Delegitimierung der DDR in der offiziellen deutschen Geschichtsschreibung – noch immer nicht angemessen gewürdigt wird.“ taz

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