berliner szenen
: Erdbeeren nur für Kinder

Zuerst zur Achterbahn!“ Meine Tochter zieht mich hinter sich her in Richtung Außenbereich, vorbei an Erdbeertassen, Erdbeerlutschern, Erdbeergummistiefeln, Erdbeertoilettendeckeln, Erdbeerkuscheltieren, Erdbeerbrotdosen, Erdbeertrinkflaschen, Erdbeerhandtüchern, Erdbeergummibärchen und noch viel mehr Artikeln in Erdbeerform oder mit Erdbeeraufdruck, so vielen, dass ich sie gar nicht so schnell erfassen kann und mich von ihnen erschlagen fühle.

Es ist ein Samstagmorgen, gerade mal zehn Uhr, und ich bereue wahlweise, meiner Tochter versprochen zu haben, mit ihr in dieses Kindervergnügungsparadies zu fahren, wahlweise, nicht wie eine vernünftige Mutter früh schlafen gegangen zu sein, um fit für all die Konsumgüterherausforderungen, die Achterbahn und die ganzen weiteren „Vergnügungen“ zu sein. Ich frage mich, ob ich echt die einzige Erwachsene bin, der es hier genauso geht, die sich denkt: „Unendlicher Spaß – aber bitte ohne mich.“

Eine Achterbahnfahrt ist mein Albtraum. Also überzeuge ich meine Tochter davon, stattdessen Erdbeerboot zu fahren, ein Boot in Form einer Erdbeere, das von einer Sprungschanze ins Wasser fliegt und dabei alle und alles nass spritzt. Sie ist so begeistert, dass sie damit gleich fünfmal hintereinander ins Wasser schießt. Anschließend überredet sie mich, die „Fliegende Kaffeetafel“ mit ihr zu testen. Kaum oben, fragt sie auch schon: „Und was machen wir als nächstes?“ Noch im gleichen Moment höre ich, wie eine Mädchenstimme den Namen meiner Tochter ruft und entdecke von weitem eine Schulfreundin von ihr im Getümmel. Den Rest des Tages verbringen die beiden zusammen. Wir Mütter laufen nur hinterher und rufen, wann immer sie fragen, ob wir mitwollen, wie aus einem Mund: „Das ist nur für Kinder!“ Eva-Lena Lörzer