: Wehe, ein WoHo!
Anwohner*innen wenden sich gegen geplantes Wohnhochhaus aus Holz am Anhalter Bahnhof
Von Peter Nowak
„Mit knapp hundert Metern Höhe soll in der Schöneberger Straße das sogenannte WoHo entstehen, Deutschlands größtes Wohnhochhaus aus Holz“, schrieb die taz am 31. Januar 2021 über die Ergebnisse eines Architekturwettbewerbs zu Planungen rund um den Anhalter Bahnhof. Das dort geplante Wohnhochhaus soll mehr als 30 Etagen und rund 100 Meter hoch sein. Das Projekt schien zunächst überall auf Zustimmung zu stoßen. Die damalige Senatsbaudirektorin Regina Lüscher sprach von einem guten Ergebnis nach langen Diskussionen. Der baupolitische Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus Andreas Otto nannte das Hochhaus ein „herausragendes Projekt nachhaltiger Architektur und ein Modellprojekt für Bauen im Klimawandel“.
„Kritisch recherchiert“
Nicht so freundlich wird das WoHo von AnwohnerInnen gesehen. Sie gründeten das Bündnis Kiezbau Anhalter, um das hochgelobte Holzhaus zu verhindern. „Wir haben kritisch recherchiert, und danach haben sich uns einige Fragen gestellt“, sagt Susanne Kriemann vom Bündnis der taz. Eine dieser Fragen lautet: Wie kann es sein, dass in einer Gegend mit zwei- bis fünfgeschossiger Bebauung ein Hochhaus entstehen soll? Kriemann betont, dass die Initiative nicht gegen den Bau sozialverträglicher Wohnungen im Kiez sei. „Doch haben wir bereits genug Luxuswohnbauten um die Gabriele-Tergit-Promenade und Köthener Straße, die nicht voll bewohnt werden, weil Miet- oder Kaufpreise unangemessen hoch sind“, sagt sie. Auch das ökologische Image des WoHo wird von der Ini hinterfragt. „Wir bangen um die lebenswichtige und in Zeiten von Klimawandel unersetzliche Stadtnatur“, so Kriemann. Die Höhe des Hauses könnte eine wichtige Freiluftschneise unterbrechen, die Teile Kreuzbergs und Schönebergs mit Luft versorgt.
Kriemann befürchtet eine Verschattung, Lichtverschmutzung, Grundwasserabsenkung und Fallwinde durch den Hochhausbau. Auch die Verkehrsverdichtung in einer bereits viel befahrenen Gegend macht den AnwohnerInnen Sorgen. Ihre Bedenken wollen sie auch dem zuständigen Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mitteilen. Dort liegt der Bebauungsplan für das WoHo noch bis zum 19. Juli aus. Eine Menge Einwendungen der AnwohnerInnen sind zu erwarten.
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