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Schätze im Depot

2,5 Millionen Funde aus Grabungen bei einem U-Bahn-Bau lagern in Köln in Museums­depots. Nur das Aufbewahren ermögliche in Zukunft neue Erkenntnisse, sagt der Direktor

Von Karlotta Ehrenberg

Zehn Millionen. Das ist die Anzahl der Objekte, die sich in den Depots des Römisch-Germanischen Museums in Köln befinden. Ein Viertel davon stammt aus Grabungen rund um den Bau der Nord-Süd-Bahn in Köln von 2003 bis 2012, einem der größten archäologischen Projekte in Europa.

„Die Ausgrabungsstätten hatten eine Fläche von etwa sechs Fußballfeldern“, berichtet Museumsdirektor Marcus Trier. Wobei hier nicht die Fläche entscheidend sei, sondern die Kubikmeterzahl. Das alte Köln reicht bis zu 13 Meter in den Boden.

Für die circa 10.000 Kisten, in denen die Funde verpackt sind, braucht es etwa 2.000 Quadratmeter Depotfläche, schätzt Trier. Sie stehen zu Forschungszwecken zur Verfügung, in der aktuellen Ausstellung werden eine Reihe dieser Funde gezeigt, in der Jubiläumsausstellung 2012 waren es 5.000 Objekte. Gemessen an der Gesamtzahl ist das aber nicht besonders viel.Da stellt sich die Frage, ob man bei den Grabungen nicht gleich ein wenig hätte aussortieren sollen. Etwa einige der rund 600.000 Scherben, die an der Stelle des antiken Hafens gefunden wurden. Rund 90.000 stammen von Amphoren, den, wie Marcus Trier sagt, „Plastiktüten der Antike“.

Muss man die alle behalten? – Ja, lautet die Antwort des Archäologen. Die Amphorenfragmente seien ein gutes Beispiel, um zu zeigen, dass eine Sortierung zum Verlust großer Schätze führen könne. Erst bei der Reinigung habe man auf 400 von ihnen Aufschriften entdeckt: „Barcodes der Antike“, die genaue Auskunft geben über Art, Herkunft und Gewicht des Inhalts. „Das ist der größte Bestand nördlich der Alpen“, sagt Trier. Daraus könnten zahlreiche Schlüsse über die Art der Produkte, den Konsum, die Handelswege und Produzenten gezogen werden.

Auch von dem unbeschrifteten Rest von über 89.000 Scherben würde sich Trier nicht trennen. Man habe immer wieder gesehen, dass neue Forschungsmethoden zu neuen Erkenntnissen führten, sagt er. Deswegen müsse man das Material aufbewahren. Und zwar komplett.

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